Kraftvoll zupackende Koloratuen
NIEDER-OLM (15. September 2024). Der Kultursommer Rheinland-Pfalz folgt in diesem Jahr dem „Stern des Südens“ und auch die von ihm unterstützten Internationalen Musiktage Rheinhessen-Mitte treten in diese Fußstapfen: „Furioso!Barock“ widmete sein Eröffnungskonzert in der St. Georgs-Kirche Nieder-Olm mediterranen Meistern und dem Wahlitaliener Georg Friedrich Händel. Zu Gast war neben der Sopranistin Adriána Kalafszky und Kerstin Fahr (Blockflöte) die Violinistin Petra Müllejans, die als Konzertmeisterin auch das Neumeyer Consort leitete. Dessen eigentlicher Leiter Felix Koch spielte hier das Cello und übernahm als künstlerischer Leiter der Reihe die Moderation.
Die Tourismus GmbH „Im Herzen Rheinhessens“ ist Veranstalterin der Musiktage und durfte sich über eine ausverkaufte Soiree freuen: Offenbar hat das kleine Festival, in diesem Jahr auf drei jeweils hochkarätig besetzte Konzerte verschlankt, in der Region Fuß gefasst. Seit 2023 findet die Reihe als Kooperation der Verbandsgemeinden Wörrstadt und Nieder-Olm statt, wodurch nicht nur ein breiteres Publikum angesprochen wird, sondern auch eine größere Anzahl attraktiver Spielstätten zur Auswahl steht.
Die katholische Kirche St. Georg hat eine herausragende Akustik, in der die Künstler ihre Musik so richtig zum Klingen bringen konnten und Petra Müllejans, die zu den Gründungsmitgliedern des renommierten Freiburger Barockorchesters gehört, feuerte das Neumeyer Consort zu Funken schlagender Barockmusik an. Allein ihr zuzusehen war eine Freude: Wie die Geigerin mit ihrem Spiel dirigiert, das Körperliche ihres Instruments betont, die Eleganz der Bewegung – all das war offenbar eine reiche Quelle der Inspiration, die sich reibungslos auf die Kollegen in den anderen Registern übertrug.
Auf der einen Seite standen frisch musizierte Concerti grossi von Arcangelo Corelli, Francesco Geminiani und Händel sowie das galante F-Dur-Konzert für Blockflöte, Streicher und Basso Continuo von Guiseppe Sammartini mit einer famosen Kerstin Fahr, auf der anderen Seite geschmackvoll interpretierte Arien aus Kantaten und Motetten von Pietro Filippo Scarlatti, Händel und Antonio Vivaldi. Als Entsprechung von Fahrs höchst virtuosem Flötenspiel überzeugte Adriána Kalafszky mit mal flatterhaft-leichten, mal kraftvoll zupackenden Koloraturen. Stets im Dienst der Musik spiegelte sich der Sopran kultiviert im Spiel der Instrumente, ihre Stimme strahlte mit intensiv ausgesungenen Bögen und pastoralem Ton.
Mit Händel und seinen italienischen Kollegen wurde hier nicht weniger als der europäische Gedanke beschworen: Jeder bringt seinen Stil und Geschmack ein, um ein wunderbares Ganzes zu erschaffen. Und so, wie am Ende seiner Kantate „Crudel tiranno Amor“ die Hoffnung siegt, sei auch „Furioso!Barock“ gewünscht, das Musikleben Rheinhessens noch viele Saisons zu bereichern – das am Schluss lange und dankbar applaudierende Publikum spricht auch jeden Fall dafür.