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Götz Alsmann, ein musikalischer Archäologe

MAINZ – „Mein Geheimnis“ ist der einem Schlager von Willy Bering und Just Scheu entlehnte Titel des Programms, mit dem der Sänger, Pianist und Conférencier Götz Alsmann derzeit durch die Lande tourt und dabei ein dreitägiges Gastspiel in den Mainzer Kammerspielen gab.

Götz Alsmann und seinen Musikern – Altfrid Maria Sicking höchst elegant am Vibraphon, Michael Ottomar Müller knackig an der Bassgitarre sowie Rudi Marhold und Markus Passlick (Percussion) – geht es dabei um nicht weniger als das Arkanum der guten Stimmung: „Mein Geheimnis“ ist eine herzerfrischende Schlagerrevue, denn der smarte Sänger hat sich mit der Offenbarung die Revitalisierung des deutschsprachigen Unterhaltungsliedes auf die Fahnen geschrieben.

Dabei begnügen sich der Chansonier und seine Band keineswegs mit dem bloßen Wiederauflegen verstaubter Platten: Hier wird Musik nicht nur brillant gespielt, sondern auch beherzt zelebriert. „Der blaue Montag“, „Wenn ich in Stimmung bin“, „Indiskret“ oder „Hey, hey, großes Mädchen“ sind nur einige der an diesem Abend interpretierten Lieder.

„Mein Geheimnis“ besteht also aus Klassikern und neu entdeckten Schätzchen, geschickt arrangiert und garniert mit eigenen Kompositionen aus Alsmanns Feder. Wie sich ein Dieter Thomas Kuhn um das populäre Liedgut der 70er und ein Robert Kreis um die Schlager der 20er und 30er kümmert, hegt und pflegt Alsmann eben die der 50er und 60er, um ihnen zu neuer Blüte zu verhelfen.

Dabei übernimmt er – natürlich… – auch wieder den Hauptpart des gesprochenen Wortes. Er, der sich nach eigenen Worten an diesen nie satt hören kann, erzählt herrlich abstruse Geschichten in kunstvoll durchdachter Satzarchitektur mit so mancher in Worte gemeißelten Arabeske.

Keine Frage: Dieser musikalische Archäologe hat mal wieder ganze Arbeit geleistet. Die Präsentation seiner Funde aber erfolgt nicht in der Vitrine oder trocken deklamiert, sondern vielmehr als ein Stück Zeitgeschichte zum Anfassen. Und so verliert der Schlager das Triviale und Oberflächliche: Götz Alsmann zumindest hat zu jedem der Lieder seinen eigenen Zugang, seinen Schlüssel. Mit seinem kunstvollen Vortrag bahnt er auch seinem Zuhörer den Weg, offenbart eben sein „Geheimnis“.

Vielleicht tut die Musik dieses Abends aber auch deshalb so gut, weil die gehörten Lieder mit ihrem beschwingten Rhythmus und lockerem Ton in einer Zeit entstanden, in der es wirtschaftswunderbar aufwärts ging. Angesichts desaströser Bankenpleiten und fallender Aktienkurse möchte man die gelöste Stimmung gerne konservieren und in seinen Alltag hinüberretten.

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