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Ausgezeichnete Orgelstudenten

Prof. Gerhard Gnann ist Leiter der Abteilung Kirchenmusik/Orgel an der Mainzer Hochschule für Musik (HfM). Und er hat buchstäblich ausgezeichnete Studenten: Gleich drei nahmen jüngst erfolgreich an internationalen Orgelwettbewerben teil: Marius Herb erspielte sich den ersten Preis beim Rheinberger-Wettbewerb in Liechtenstein, Giacomo Gabusi den zweiten beim Daniel-Herz-Orgelwettbewerb in Brixen und auch Steffano Perrotta wurde beim Feith-Wettbewerb im Saarland Zweiter.

Offenbar kann man dieses Instrument hier gut studieren: „Die Orgelausstattung und die persönliche Betreuung der Studierenden sind an unserer Hochschule hervorragend“, unterstreicht Gnann. Seit mehr als 50 Jahren werden in Mainz hauptberufliche Kirchenmusiker ausgebildet. Fünf kleinere Orgeln stehen dafür in den Unterrichts- und Proberäumen zur Verfügung – neben den beiden Hauptinstrumenten, der Goll-Orgel und der nach historischem Vorbild detailgetreu nachgebauten Spanischen Orgel. Hier und in der reichen Mainzer Orgellandschaft – unter anderem im Dom, in St. Ignaz mit der erst 2019 restaurierten Dreymann-Orgel von 1837 oder in St. Bernhard in Bretzenheim mit der um 1890 erbauten historischen Cavaillé-Coll-Orgel – können die Studierenden den Klangkosmos der Orgel ergründen, um ihn später für andere erlebbar zu machen.

Was aber fasziniert einen an diesem Instrument, das man es buchstäblich zu seinem beruflichen Spielfeld machen möchte? Hier kommt Marius Herb, Gewinner des Rheinberger-Wettbewerbs ins Schwärmen: über die Vielfältigkeit der Klangfarben, die man zur Verfügung habe („Eigentlich schon ein großes Orchester.“), die Klangvielfalt, die man erzeugen könne, das Repertoire. Und natürlich die Beziehungen zwischen Instrument und Raum, die für den 22-jährigen fast schon etwas Mystisches hat.

Den Wettbewerb selbst erlebte Herb eigentlich gar nicht als solchen; seine Teilnahme war für ihn in erster Linie ein Ausloten der eigenen Fähigkeiten: „Im Vordergrund steht nicht das Gewinnen, sondern die Musik und das Spielen.“ 80 Organistinnen und Organisten hatten für die Vorrunde Videos eingeschickt, aus denen dann 16 Teilnehmende ausgewählt wurden. Die erste Runde wurde an der Goll-Orgel im schweizerischen Bad Ragaz absolviert, die zweite an der Metzler-Orgel in Gams, bevor es für die entscheidende Phase an die Eule-Orgel der Kathedrale St. Florin nach Vaduz ging.

Stets hatten die Teilnehmenden aus einer Anzahl vorgegebener Werke auszusuchen sowie selbst gewählte Kompositionen zu spielen – immer mit festen Übezeiten, um sich mit dem jeweiligen Instrument vertraut zu machen. Für Herb war das Finale dann ein Sprung ins kalte Wasser, denn in der Woche zuvor erkrankte er an einer Grippe und konnte nicht üben. Die Konkurrenz verwies er dann trotzdem auf ihre Plätze. Bewertet wurden laut Gnann, der in Liechtenstein auch in der Jury saß, Technik und Stilistik des Spiels, die Kunst des Registrierens sowie die künstlerische Persönlichkeit.

Der Musiker führt auch mögliche positive Auswirkungen solcher Auszeichnungen ins Feld: „Die Chancen bei der Vorstellung für eine herausragende Position wie beispielsweise eine Professur an einer Hochschule sind deutlich höher. Und man bekommt dadurch natürlich auch attraktive Konzerteinladungen.“ Über die Mitbewerber in Liechtenstein sind sich Herb und Gnann einig: „Das Niveau des Wettbewerbs war außerordentlich hoch.“ Was, wie der Orgelprofessor hinzufügt, sicherlich auch den hohen Preisgeldern lag: Der erste Platz war mit 15.000 Euro und damit im internationalen Vergleich mit am höchsten dotiert.

Nun steht die Auszeichnung in der Vita von Marius Herb. Die Berufsmöglichkeiten als Organist sind vielfältig, erklärt der: vom Kirchenmusiker über die konzertante Tätigkeit bis zum Lehrberuf, wobei die Grenzen hier fließend seien, schließlich könne man auch als Kantor, der seinen Schwerpunkt auf Chorleitung und Pädagogik setze, hin und wieder anderswo Konzerte spielen. Wo es ihn letztendlich hinführen wird, weiß Herb, der nach dem Bachelor-Studium in Regensburg für den Masterstudiengang nach Mainz kam, wo er mittlerweile ein Aufbaustudium absolviert, noch nicht. Aktuell hat ihn sein Mainzer Professor im Rahmen des Erasmus-Programms ans Conservatoire de Paris empfohlen: „In meinem Leben hat sich bislang eigentlich immer alles gefügt.“ Und so sieht Marius Herb auch den ersten Preis beim renommierten Rheinberger Orgelwettbewerb in Liechtenstein: „Es ist eine Ehre und eigentlich haben ihn alle Finalisten verdient.“

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