Den Frühling herbeigespielt
BUDENHEIM – Dem Anspruch, begabten jungen Künstlern ein Podium zu geben, wurden die Veranstalter der Konzertreihe in Schloss Waldthausen – SWR2 und der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz – einmal mehr gerecht: Mit Alina Ibragimova (Violine) und Cédric Tiberghien (Klavier) präsentiert man erneut zwei viel versprechende Talente.
Das Programm des Abends verband stilistisch gegensätzliche Pole zu einem kontrastreichen Ganzen: Zwei Stücke von Ludwig van Beethoven – die „Frühlings-Sonate“ Nr. 5 in F-Dur op. 24 und die G-Dur-Sonate Nr. 10, op. 96 – wurden dabei von Werken Sergej Prokofjews eingefasst – „Cinq mélodies“ für Violine und Klavier, op. 35b sowie die D-Dur-Sonate Nr. 2, op. 94a. In diesem spannenden Aufeinandertreffen setzten Ibragimova und Tiberghien das um, was Wolfgang Amadeus Mozart einst anstieß: weg von der Dominanz des Tasteninstruments hin zu einer echten und vor allem gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Klavier und Violine.
Wobei das Spiel der russische Künstlerin für den Pianisten wie für den Zuhörer eine erquickende Herausforderung ist: Unglaublich zart, wie von ferne erklingt es und setzt sich sachte auf die Melodien des Flügels. Derart samtig begann Ibragimova das Andante aus Prokofjews „Cinq mélodies“, führte diese verhaltene Stimmung im Lento fort und lies mit einer alles andere als effekthascherischen Dynamik verträumt aufhorchen. Doch das Duo kann auch anders: Zornig klang hier klirrender Dialog, ausdrucksstark die kraftvolle Triole.
Doch nicht nur innerhalb der einzelnen Werke sorgten die Musiker für charmante Divergenz. Mit der „Frühlings-Sonate“ setzten Ibragimova und Tiberghien ein klingendes Zeichen gegen den nicht weichen wollenden Winter: Luftig hob das Klavier an, diskutierte mit der Violine im Allegro mit seinen gegenläufigen Kadenzen und Echoeffekten. Besonders keck geriet das kurze Scherzo mit seinen rhythmischen Effekten und ließ die Künstler im delikaten Einklang der Parallelläufe brillieren. Sphärische Melodie der Violine vor introvertiertem Piano beim zweiten Beethoven wie rasantes Spiel in der Prokofjew-Sonate zeigten dann wiederholt und überzeugend das elegante Wechselspiel zwischen Spannung und Gelöstheit.