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Konzertanter Passionsgottesdienst

MAINZ (14. März 2015). Als der Mainzer Figuralchor im vergangenen Jahr sein letztes Konzert gab, durfte man durchaus ein wenig traurig sein über die Lücke, die das Ensemble durch seine Auflösung in der örtlichen Chorszene hinterließ: Mit seinem Projektchor aus engagierten und talentierten Sängern setzte Dirigent Stefan Weiler immer wieder vor allem barocke Glanzlichter. Diese Tradition wird nun jedoch fortgesetzt.

Der ambitionierte Chorleiter hat den neuen Kammerchor Rheinhessen gegründet und debütierte mit einem ansprechenden Passionskonzert in der neuen „Hauskirche“ des Ensembles, der katholischen St. Laurentius-Kirche in Mainz-Ebersheim.

Chormusik des Barock wurde seinerzeit nicht für das Konzert komponiert, sondern hatte stets einen geistlichen Hintergrund. Das wurde besonders in den Passions-Responsorien zum Karfreitag von Jan Dismas Zelenka (1679-1745) deutlich: Sie sind Antwortgesänge auf das gesprochene Bibelwort.

Noch vor Beginn des eigentlichen Konzertprogramms wurde dies offenbar, als Verse aus den Klageliedern Jeremias gelesen und von gesungenen lateinischen Versen flankiert wurden. Auch vor zwei der Zelenka-Werke verlasen Chormitglieder die vertonten Bibelstellen, worauf die expressive Musik attacca ertönte.

Der Kammerchor Rheinhessen bestach hierbei durch packende Transparenz und Homogenität – ein Markenzeichen des an diesem Abend 27-stimmigen Ensembles, das weitestgehend aus professionellen Sängerinnen und Sängern besteht. Weiler führte die makellosen Stimmen durch die ausdrucksstarken Bibel-Vertonungen und gab dem Zuhörer eine anregende Ahnung, in welchem Geist diese Musik geschrieben wurde.

Nach den Passions-Responsorien Zelenkas widmete sich der Kammerchor Rheinhessen der Motette „Jesu meine Freude“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750). In kurzen einführenden Worten hatte Weiler auf die Faszination des Kompositions-Konstrukts hingewiesen.

Wie wichtig dem Chorleiter die Darstellung der kompositorischen Genialität der Motette war, schlug sich auch in der Interpretation nieder, die durch den weitgehenden Verzicht von Effekten die Musik Bachs in den Mittelpunkt stellte. Dass der Dirigent hier dynamisch und agogisch eher asketisch agierte, erschien vor diesem Hintergrund zwar verständlich, war aber auch ein wenig schade, denn die bestechend ausgewogen intonierenden Register des Kammerchors Rheinhessen hätten sicherlich eine vielschichtigere Gestaltung ermöglicht.

Wie sehr das Ensemble dazu in der Lage ist, bewies es dann im „Stabat mater“ von Domenico Scarlatti (1685-1757): Hier fächerte sich der wie auch bei den vorangegangenen Werken von Hans-Peter Spanheimer an der Orgel begleitete Chorgesang bis zur Zehnstimmigkeit auf.

Die professionelle Besetzung des Kammerchors Rheinhessen ließ diverse Solisten „zu Wort“ kommen, was die Schilderung des mittelalterlichen lateinischen Gedichtes besonders bildhaft ausfallen ließ. Besonders der dichte, füllige Klang dieses Ensembles am Schluss des Werkes machte neugierig auf weitere Konzerte mit dem Kammerchor Rheinhessen.

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