Gespür für barocke Kleinodien
MAINZ – Mögen die Herren Bach und Händel auch die Bekannteren sein – für das Konzert des Ensembles La Beata Olanda, das im Rahmen des Mainzer Musiksommers ein weiteres Konzert in der St. Antonius-Kapelle gestaltete, spielten sie wortwörtlich nur die zweite Geige: Sehr viel interessanter als die Violinsonaten dieser beiden „Großen“ waren die Werke von den etwas älteren Johann Heinrich Schmelzer und Heinrich Ignaz Franz von Biber.
Doch auch besetzungstechnisch unterschied sich der Abend von anderen: Mit Claudia Hoffmann (Violine), Gerd Amelung (Cembalo), Juliane Laake (Viola da Gamba) und Jan Grüter (Laute) verlieh das Ensemble La Beata Olanda den Stücken einen feinen Klang, dessen akustische Grundierung kräftiger als in der „normalen“ Basso Continuo-Besetzung mit Violoncello wirkte.
Das Konzert eröffnete „Jahresregent“ Händel, dessen Todestag sich 2009 zum 250. Mal jährt, mit der g-moll-Sonate HWV 364a. Obwohl einst eher als Pausenmusik und Übungsstück komponiert bietet es doch durchaus konzertante Kontraste, die La Beata Olanda mit forschem Allegro und weichem Adagio kantabel herausarbeitete.
Auch die Sonate Nr. 4 g-moll für Violine, Diskantgambe und Basso Continuo von Johann Heinrich Schmelzer (1623-1680) verstanden die Künstler geschickt aufzubauen: Zum transparenten Duett von Violine und Gamba gesellten sich nach und nach spielerisch die Laute und silberhell das Cembalo, um das Soloinstrument gleichsam weich zu betten; aus dieser „Deckung“ stieß die Violine dann mit virtuosem Spiel hervor, das Ensemble-Leiterin Claudia Hoffmann brillant zu gestalten verstand.
Ein Höhepunkt des Konzerts war sicherlich die „Sonata Representativa“ in A-Dur, in der Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644-1704) allerlei Getier vertonte: Mit hörbarem Spaß an der musikalischen Pointe ließ La Beata Olanda hier den Kuckuck rufen, den Frosch in dissonanter Sekundreibung quaken und die Katze auf samtenen Pfoten um die Ohren des Publikums streifen.
Einzig die Sonate für Violine und Basso Continuo e-moll (BWV 1023) von Johann Sebastian Bach (1685-1750), die den zweiten Konzertteil eröffnete, fiel ein bisschen aus dem Rahmen: Suboptimal gestimmt und ein bisschen zu routiniert in der Wiedergabe fehlte ihr die Finesse und Vitalität, zu denen La Beata Olanda in der Lage ist.
Mit den folgenden Stücken konnte dieser Eindruck jedoch schnell beiseite gewischt werden: In der Sonata Nr. 8 d-moll aus Schmelzers Sammlung „Duodena selectarum sonatarum“ lockten, neckten und imitierten sich Violine und Gambe stilistisch wie im Klang und in Bibers Sonata Nr. 6 wirbelte die Geige vor dem stoischen, an eine Passacaglia erinnernden Spiel der Laute, um sich Augenblicke später mit der Gambe in einem Pianissimo von unglaublicher Zartheit zu vereinen.