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Baden im Wohlklang

KOBLENZ. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne erhellen matt die Mauern der Basilika St. Kastor, als der satte Klang aus sechs Kehlen wie eben dieses warme Licht durch das Kirchenschiff fließt. Mit dem Ensemble „La Venexiana“ unter der Leitung von Claudio Cavina eröffnete RheinVokal 2009 seine Reihe mit 19 Konzerten an 16 Spielstätten längs des Mittelrheins und präsentierte einmal mehr Künstler, die ihre Zuhörer mit unglaublicher Klangschönheit zu betören vermögen.

Für dieses Konzert hatte Claudio Cavina, der hier auch als Altus sang, aus der „Vespro della Beata Vergine“ (1610) und der Sammlung „Selva morale e spirituale“ (1640) von Claudio Monteverdi sowie dem Requiem Franceso Cavallis eine „neue“ Venezianische Vesper für die Apostel Peter und Paul komponiert.

Das zu hörende Werk war in sich schlüssig, was vor allem auch an der Stilsicherheit seiner Interpreten lag. Kennt man die „Marienvesper“ auch oft mit Zink und Posaune, bestachen die Instrumentalsolisten von „La Venexiana“ – zwei Violinen, Kontrabass, Theorbe und Orgel – durch schlanke Transparenz und empfahlen sich so für die behutsame Begleitung im ständigen Wechselspiel mit den Vokalisten.

Drängend rief der Tenor zu Beginn den Herrn an: „Deus in auditorium meum intende“ – Gott, komm mir zur Hilfe!, worauf das folgende „Domine“ zuerst unisono erklang, um im finalen „Amen“ des Satzes jedoch polyphon in den schönsten Klangfarben aufzublühen. „La Venexiana“ beeindruckte an diesem Abend vor allem durch eine punktgenaue Homogenität, die nicht selten im glatten Verschmelzen mit den Akkorden der Instrumente mündete.

In verschiedenen Besetzungen spürten die Vokalsolisten dem jeweiligen Ductus nach und sangen das Kirchenlatein der Texte derart intensiv, dass man kaum einer Übersetzung bedurfte. Im Solistensextett aus wunderbaren Stimmen fiel einzig der Bass Matteo Bellottos vergleichsweise blass aus. Hier begeisterte vor allem Roberta Mameli, deren Sopran sich mit blutvollem Klang auf das Spiel der Instrumentalisten legte und es benetzte wie morgendlicher Tau das Gras: Hier durfte der Zuhörer im Wohlklang baden!

Nach dem sechsstimmigen „Magnificat“ und dem in Dialogform gesungenen Antiphon „Jubilet tot civitas“ – Es jubiliere die ganze Gemeinde! beschloss das „Salve Regina“ zu drei Stimmen aus den „Selva Morale“ die Venezianische Vesper: Nach bewegend ausgesungener tiefer Trauer vernahm man leise erst verhalten, dann crescendierend eine Zuversicht, die in der Anrufung Mariens endete – schöner und optimistischer hätte dieses Konzert und somit der Auftakt von RheinVokal 2009 kaum gelingen können.

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