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Trompetenstöße wie gleißendes Licht

WIESBADEN – Was würden wohl die Herren Purcell und Bach sagen, wenn sie ihre Musik in Bearbeitungen für Blechbläser hören könnten? Wären sie von der majestätischen Klangpracht begeistert gewesen? Es würde auf einen Versuch ankommen, wofür sich das Ensemble London Brass empfehlen ließe, das jetzt sein Können in einem Konzert des Rheingau Musik Festivals trefflich unter Beweis stellte.

Die Konzertpause tut Not, denn man muss sich schon ein bisschen erholen von diesem Forte, das einem von der Bühne im Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses entgegenbrandet. Mit strahlender Erhabenheit haben die zehn Musiker von London Brass – vier Trompeten und Flügelhörner, Horn, Tuba und vier Posaunen – die Ouvertüre der „Abdelazar-Suite“ von Henry Purcell intoniert.

Mag das Werk seinerzeit auch beim Publikum durchgefallen sein – während ihres Gastspiels im Rheingau beleuchtete London Brass die fließenden und majestätischen Passagen mit würdevollem Schreiten sowie flinkem Fingersatz. Auf dem satten, stählernen Klang der Posaunen erstrahlen die Trompeten wie in Klang eingefangenes gleißendes Licht. Die Werke des Barock eignen sich eben am besten zur Bearbeitung für diese Form des Musizierens und man kann sich bildlich vorstellen, wie die Musiker zum 50. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. die Londoner St. Pauls Cathedral mit ähnlichen Klängen ausgefüllt haben.

Doch zurück nach Wiesbaden, wo sich London Brass nach Purcell mit „Greensleeves“ einer beliebten Melodie widmeten, diese jedoch nicht einfach nur in ewigen Wiederholungen durch die Register ihres zehnstimmigen Klangkörpers jagten, sondern verschachtelt und mit leuchtendem Diskant der Piccolotrompeten erklingen ließen.

Gleiches gilt für den Bach, auf den die Wahl traf. Ist es bei derartigen Formationen nicht selten Brauch, dessen Orchestersuiten in Gänze oder einzelnen Sätzen zu spielen, widmete sich London Brass den Englischen und Französischen Suiten für Cembalo solo und stellte aus verschiedenen Sätzen eine gänzlich neue Folge von Prelude, Allemande, Gavotte, Sarabande und Gigue zusammen. Im Wechsel von Vitalität und Gemächlichkeit stellte London Brass Bach in neuem Gewand vor.

Keine Frage: Mit der bloßen Bearbeitung geben sich diese Künstler nicht zufrieden. Im zweiten Konzertteil sprachen sie denn auch kräftig dem Jazz zu. Bereits in der Ungarischen Rhapsodie Nr. 2 von Franz Liszt strichen die Bläser den wirbelnden Csárdás sattsam heraus und spielten sich auch in den Beatles- und Queen-Hits „Blackbird“ und „Norwegian Wood“ sowie „Fatt bottomed girls“, „Crazy little thing called love“ und „Somebody to love“ durch die Bandbreite von Blues über Dixieland und Swing bis zum fetten Big Band-Sound.

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