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Bekanntes mit neuen Ohren gehört

MAINZ (16. September 2018). Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass die jungen Damen des Mädchenchors am Dom und St. Quintin hier singen. Aber es ist der erste Auftritt, den sie in der Reihe der Domkonzerte ohne andere Vokalensembles der Musica Sacra absolvieren – und somit auch das erste Konzert, das Domkantor Michael Kaltenbach im Dom alleine dirigiert.

Und noch etwas macht diese geistliche Soiree zu etwas Besonderem: Auf dem Programm steht mit dem „Miserere“ in d-Moll von Johann Adolf Hasse höchst selten aufgeführte Musik; und das ungleich bekanntere „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi erklingt in einer Version für Solisten und Chor.

Sabine Götz (Sopran) und Silvia Hauer (Alt) singen die Soli beim Bach-Zeitgenossen Hasse und bei Pergolesi: Leicht schwebend mit ansprechender Linienführung und schönem Klangduktus auch im Duett stellen sie sich überzeugend in den Dienst der Musik. Doch weit mehr als die Leistung der Profis, zu denen auch die Musiker des Domorchesters zählen, überzeugen an diesem Abend die rund hundert Mitglieder des Mädchenchors.

Seit 2015 leitet Michael Kaltenbach dieses Ensemble, das in seiner Form in Rheinhessen und der Rhein-Main-Region einzigartig ist. Das Niveau ist beachtlich, der Klang rund und strahlend. Mit Hasses „Miserere“ hört man ein Werk aus einer Zeit, in der eine reine Frauenbesetzung eher die Ausnahme war. Doch der Mädchenchor findet mühelos Zugang zur Musik des einst für seine Opern gefeierten Komponisten. Sauber in der Intonation, mit deutlicher Diktion und auch in schnellen Passagen wendig korrespondieren die Sängerinnen lebendig mit dem Orchester. Vielleicht ist der Chorsopran gegenüber den Altstimmen etwas übergewichtig, doch das gleichen die Partien in der schlankeren Vokalensemble-Besetzung mühelos aus.

Diese Formation singt alternierend mit dem großen Chor und den Solistinnen das „Stabat mater“ und schenkt wunderbar innige Einblicke in eine Musik, die man eigentlich schon genau zu kennen glaubte. Hier regieren für die Größe des Klangkörpers erstaunliche Homogenität und Transparenz, die noch kindlichen Stimmen der Jüngeren mischen sich mit den reiferen Organen der Älteren zu einem wunderbaren Gesamtklang. Eine würdige Interpretation (so) selten zu hörender Musik lässt auf weitere Domkonzerte in dieser Besetzung hoffen.

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