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Später Willkommensgruß für den Bischof

MAINZ (29. April 2018). Mit Erlaubnis des Domkapellmeisters darf ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert werden: Als Karsten Storck seinen Antrittsbesuch beim damals neuen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf machte, fragte er, über welche Musik sich dieser wohl besonders freuen würde – schließlich hatte es noch kein hochoffizielles Willkommenskonzert der Musica Sacra gegeben. Als der Oberhirte dann prompt die f-moll-Messe von Anton Bruckner nannte, schluckte der Dirigent erst mal, hatte er sich doch ursprünglich vorgenommen, mit diesem großen Werk der katholischen Kirchenmusik seine Karriere eines (hoffentlich) fernen Tages zu beenden!

Natürlich kam Storck dem Wunsch Kohlgrafs gerne nach. Daniel Beckmann kombinierte das Vokalwerk dabei gekonnt mit Sätzen aus der fünften Orgelsinfonie f-Moll von Charles-Marie Widor. So erklang als Ouvertüre das Allegro vivace und dramaturgisch perfekt zwischen Credo und Sanctus die flirrende Toccata, womit Bischof Kohlgraf und das Publikum beeindruckende Orgel- und Chorsinfonik erlebten.

Wer dieses Konzert nicht miterleben konnte, darf sich übrigens auf eine weitere CD aus dem Hause Rondeau freuen: Das renommierte Leipziger Label, bei dem die Ensembles des Doms unter Vertrag sind, hat das Konzert aufgenommen und bereits mit früheren Produktionen bewiesen, wie gekonnt es die heikle Akustik vor Ort einfangen und so die einzigartige Konzertatmosphäre authentisch widerspiegeln kann.

Auch an diesem Abend zauberten die Künstler eine besondere Stimmung in den Dom, wobei hiermit nicht nur Dirigent, Organist und die Solistenriege – Jutta Hörl (Sopran), Gudrun Pelker (Alt), Thorsten Büttner (Tenor) und Derrick Ballard (Bass) – gemeint sind, sondern vor allem auch der gewaltige Chor aus Vokalensemble des Mädchenchores am Dom und St. Quintin, Domkantorei St. Martin und den Männerstimmen des Mainzer Domchors. Gemeinsam mit dem Domorchester verfügte Storck hier über einen dennoch erstaunlich wendigen Klangkörper, der sich bei allem Bombast, der der Bruckner-Messe innewohnt, mit feinem Gespür seinen Weg durch diese vielschichtige Musik bahnte.

Chor und Orchester verschmolzen dabei zu einem faszinierenden Kosmos, an dessen Firmament die Solisten mit ihren strahlenden Stimmen sternengleich funkelten. Die Homogenität, Diktion und Intonation strebten dabei hin zu einer Perfektion, die einen eigentlich vergessen ließ, dass man es im Chor nicht mit Profisängern zu tun hatte. Dieses Konzert voller Momente von überirdischer Klangschönheit führte einem erneut deutlich vor Ohren, welch hohes Gut der Dom Mainz mit seiner Musica Sacra besitzt – und dass dessen Hege und Pflege dem Bistum eine heilige Pflicht sein muss.

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