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Der Reichtum eines Instruments

MAINZ (23. März 2014). Zwischen Weihnachten und Frühlingsbeginn begibt sich die Saison der Mainzer Meisterkonzerte sozusagen in einen kreativen Winterschlaf, um mit Verve in die zweite Hälfte zu starten. Dies geschah nun mit einem hörenswerten „Zweiklang“, so der Titel der ersten sinfonischen Soiree in diesem Jahr.

Hierzu konnte das Publikum in der Rheingoldhalle die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und den Dirigenten Karel Mark Chichon begrüßen, die mit dem „Scherzo capriccioso“ op. 66 und der fünften Sinfonie F-Dur op. 76 zwei weniger bekannte Werke von Antonin Dvořák vorstellten. Solistin des Abends war im Klavierkonzert a-moll op. 54 von Robert Schumann die russische Pianistin Elena Bashkirova.

Von Antonin Dvořák kennt man vor allem seine Sinfonien 7, 8 und 9 („Aus der neuen Welt“) sowie natürlich die „Slawischen Tänze“. Verbindet man gerade letztere natürlich mit folkloristischem Klang, zeigt Opus 66 den Komponisten von einer anderen Seite. Zwar hat auch dieses Werk seine tänzerischen und lyrischen Momente, allerdings ist es doch eher von einer kompositorischen Ernsthaftigkeit geprägt, die der flatterhafte Titel erst einmal nicht vermuten lässt. Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern durchdrang das vielschichtige sinfonische Konstrukt aus schmissigen Akkorden, schwebenden Streicherfiguren und trillernden Bläsergirlanden mit geschmackvoller Dynamik, wobei der Wechsel zwischen Licht und Schatten mit dramatischen Steigerungen gelang.

Robert Schumann hatte bereits viele Monate, bevor er sein 1841 in Dresden uraufgeführtes a-moll-Klavierkonzert schrieb, eine Idee: Er sehnte sich nach einem „Genius, der uns in neuer glänzender Weise zeigt, wie das Orchester mit dem Klavier zu verbinden sei, dass der am Klavier Herrschende den Reichtum seines Instruments und seiner Kunst entfalten könne, während das Orchester dabei mehr als das bloße Zusehen habe und mit seinen mannigfaltigen Charakteren die Szene kunstvoll durchwebe“.

Ob Elena Bashkirova und Karel Mark Chichon dieses Zitat kannten? Es ist anzunehmen, denn sie folgten dem Postulat des Komponisten mit festem Schritt: Solistin und Orchester waren an diesem Abend keine Kontrahenten, sondern agierten in kammermuskalischer Einheit. Stimmungsvoll changierte der Anschlag der Pianistin, die vor allem in den samtigen Solokadenzen mit introvertierter Agogik gefiel. Elegant wie ein veritables Tanzpaar wirbelte sie mit dem Klangkörper gleichsam übers Parkett.

Den furiosen Abschluss des Konzerts bildete die fünfte Sinfonie Dvořáks – ein Werk, in dem der Komponist nach Zeiten des Nacheiferns etwa von Richard Wagner oder Franz Liszt seinen eigenen, unverwechselbaren Duktus gefunden hatte. Die Sinfonie passt bestens zum nahenden Frühling, denn in seiner „Pastorale“ zeichnet Dvořák feine Assoziationen an das Erwachen der Natur und steigert sich bis hin zum sinfonischen Sonnenglanz voller Farbenpracht: Karel Mark Chichon und seine Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern schufen dieses Tongemälde mit sattem Klangkolorit.

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