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Homogenes Quartett aus vier Solisten

MAINZ (12. April 2019). Die Fastnacht ist vorbei, das Schloss nicht mehr närrische Rostra, sondern (solange das Innere der Rheingoldhalle renoviert wird) wieder Bühne für die Mainzer Meisterkonzerte. Dort hat sich offenbar einiges angestaut, denn nicht nur, dass in zwei Wochen am 28. April mit Stargeiger Pinchas Zukerman bereits das nächste Highlight lockt – auch die jüngste Soiree vibrierte vor Musikalität. Und das lag nicht nur am Motto, mit dem der Abend überschrieben war: Reine Lebensfreude.

Wie üblich war das Meisterkonzert dreigeteilt: Mit Mozarts Ouvertüre aus „Le nozze du Figaro“ (KV 492) eröffnete die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Pablo Mielgo galant und mit Elan. Doch der zweite Part war kein Solistenauftritt, sondern gestaltete sich buchstäblich konzertant: Mit Yi-Qiong Pan (Violine), Rut Bántay (Violoncello), Rainer Schick (Oboe) und Johannes Hund (Fagott) begegnete dem orchestralen Klangkörper in Joseph Haydns Sinfonia Concertante in B-Dur gleich ein ganzes Quartett ausgezeichneter Künstler. „Gründlich, lebhaft, anrührend und originell“, urteilte der Kollege vom „Morning Herald“ am 12. März 1792 über die Uraufführung in London.

Und diesem Urteil möchte sich die AZ doch gerne anschließen, denn die Musik erklang in Mainz nicht nur am Strom, sondern auch unter erfrischender Spannung: Dabei genossen die Solisten die Einbettung als kammermusikalisches Ensemble ins Orchester, um ihre individuellen Klangfarben wie mit Textmarker markiert aufblitzen zu lassen: kantabel Violine und Oboe, warm schimmernd Violoncello und Fagott, im Zusammenspiel äußerst delikat. Kurz vor Ende des ersten Satzes wurde die Vielschichtigkeit besonders offenbar, als die konzertierenden Instrumente erst als Solo, dann im Duett, Terzett und schließlich Quartett ins Tutti tropften, das hier unverzichtbare Bühne und Kulisse war.

Dem Motto „Reine Lebensfreude“ folgend erklang nach der Pause die dritte Sinfonie in Es-Dur op. 97 von Robert Schumann, die „Rheinische“. Wer jedoch gehofft hatte, zu Beginn gleichsam die Wellen rhythmisch an die Kaimauer klatschen zu hören, wurde leicht ausgebremst: Pablo Mielgo ging gerade den ersten Satz mit seinen punktierten Akkorden vergleichsweise gemächlich an, kanalisierte das eigentlich überschäumende Element etwas überraschend. Richtig pathetisch gelang indes der vierte Satz mit spannungsreichen Bögen, wunderbar modulierendem Bläserchoral und klanglicher Entsprechung in den anderen Registern: schlicht ergreifend und erhaben.

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