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Barbers Adagio in neuem Gewand

MAINZ (24. August 2019). Bach hält vieles aus – auch eine Bearbeitung seines „Italienischen Konzerts“ für vier Saxophone. Warum auch nicht? Schließlich gibt es selbst eine Aufnahme der Cellosuiten, die Henk van Twillert auf dem Baritonsaxophon spielt.

Im Arrangement von BWV 831, das das Arcis Saxophon Quartett jetzt im Finale des Mainzer Musiksommers intonierte, meinte man tatsächlich barocke Instrumente zu hören: Ähneln die tiefen Stimmen nicht Horn und Fagott? Der Klarinettenton des Sopranregisters gibt dem Satz hingegen eine romantische Note. Das Publikum erlebt im stimmungsvollen Ambiente des Kreuzgangs von St. Stephan die Vielschichtigkeit eines Instruments, das vor allem in der Jazz-Musik seinen Platz hat.

Claus Hierluksch (Sopran-), Ricarda Fuss (Alt-), Edoardo Zotti (Tenor-) und Jure Knez (Baritonsaxophon) wissen zwischen den Stücken Interessantes von Adolphe Sax zu erzählen, der im 19. Jahrhundert das Saxophon erfand und den französischen Kaiser Napoleon III. geschäftstüchtig davon überzeugen konnte, sämtliche Militärkapellen des Landes damit auszustatten. In der klassischen Musik spielte es hingegen keine große Rolle, hier ist man auf die Bearbeitung angewiesen.

Das Streichquartett Nr. 12 von Antonin Dvořák büßte durch die partielle dynamische Überpräsenz der Bläser allerdings etwas von seinem filigranen Charakter ein; hier waren die Zuhörer in den hinteren Reihen klar im Vorteil, denn vorne prallte der Klang recht geballt ins Auditorium. Bei den aus Auszügen komponierten Suiten von Leonard Bernsteins „West Side Story“ und George Gershwins „Porgy and Bess“ war dies weniger problematisch: Dort ist das Saxophon daheim, das merkte man in jedem Lauf und Akkord.

Der Höhepunkt des Konzerts war Samuel Barbers berühmtes Adagio, das einen mit seinen von den Saxophonen weich intonierten, samtig-warmen Modulationen von Anfang gefangen nahm. Hier schufen die Musiker einen vollen, beseelten und blutvollen Klang, pflegten hohe Pianokultur und präsentierten die ursprünglich für Streicher komponierte Musik in einer Variante, die ihr außerordentlich gut zu Gesicht stand.

Spannende Wege geht das Arcis Saxophon Quartett auch medial: Statt weitere CDs zu produzieren will man ein Kreativstudio einrichten, um seine Musik online direkt zum Hörer bringen zu können. Finanziert werden soll dieses Projekt als „Investition in die Zukunft“ via Crowdfunding. Auch das Mainzer Publikum wurde um Mithilfe gebeten, weitere Informationen dazu gibt es unter https://www.startnext.com/arcis.

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