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Rückkehr an den eigentlichen Tatort

MAINZ (27. April 2022). Der Jubel, in den die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse anlässlich der Programmpräsentation des diesjährigen Mainzer Musiksommers ausbricht, ist verständlich, denn das Festival kehrt mit seinen zehn Konzerten nach zwei Jahren Corona-Ausstand nun endlich wieder an die gewohnten (und eine neue) Spielstätten zurück. Allerdings ist es nicht so, dass man während der Lockdown-Zeiten gänzlich ausfiel: Als eines der ganz wenigen Festivals fand die Reihe 2020 unter strengsten Auflagen statt und auch 2021 gab es in der Ausweichspielstätte Kurfürstliches Schloss Konzerte.

Nun also alles auf Anfang: Vom 14. Juli bis zum 20. August präsentiert der Mainzer Musiksommer wieder eine beachtliche Stilbreite von Barock bis Weltmusik und setzt dabei wie gewohnt auf große Namen. Durch die Kooperation mit der rheinland-pfälzischen Landesstiftung Villa Musica kommt auch der talentierte Nachwuchs der Klassikszene zum Zug, während der Südwestrundfunk als Mitveranstalter die Reihe nicht nur finanziell unterstützt, sondern ihr mit Konzertmitschnitten und deren späteren Sendungen in seinem Programm SWR2 sowie im Netz auch zu überregionaler Aufmerksamkeit verhilft.

Das Festival der Stadt Mainz findet 2022 zum 23. Mal statt und präsentiert auch in diesem Jahr eine ansprechende Mixtur aus Tradition und Innovation. Los geht es am 14. Juli mit der „Romantischen Nacht in St. Stephan“, die über drei Stunden Klassikmarathon verspricht. Hierfür konnte der Mainzer Domorganist Daniel Beckmann gewonnen werden, der zusammen mit der Geigerin Tianwa Yang und Stipendiaten der Villa Musica Musik für Streicher, Klarinette, Harfe und Orgel spielen wird. Das Besondere dieses Konzertes: Durch die ebenerdige Position der Orgel in St. Stephan kann man hier verschiedene Instrumente perfekt kombinieren.

Ein zweites Konzert von Villa Musica präsentiert die beiden Künstler Joseph Moog (Klavier) und Dmytri Udovichenko (Violine), die am 21. Juli im Fürst-von-Bismarck-Saal unter anderem Capricen von Niccolò-Paganini spielen werden: im Original und in der Bearbeitung für Klavier. War diese Spielstätte vor über 20 Jahren Ort einer Konzertreihe mit ebenfalls hochrangigen Künstlern und Programmen, wurde diese nach einem Eigentümerwechsel der Sektkellerei eingestellt. 2004 gab hier auch der Musiksommer ein Gastspiel. Michael Heintz von der Agentur Mainz Klassik verwies darauf, dass zwischenzeitlich Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik durchgeführt wurden, so dass sich der Fürst-von-Bismarck-Saal nun wieder als Spielstätte für klassische Konzerte empfehle. Auch am 22. Juli findet dort eines des Musiksommers statt: Dann spielt hier die Pianistin Anna Khomichko unter anderem Klaviersonaten von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.

Einen Schwerpunkt legt die Reihe seit jeher auf die Alte Musik. „Die siebente Saite“ ist der Titel des Konzerts am 27. Juli in St. Antonius – eine bewusste Anspielung auf den gleichnamigen Film um die französischen Komponisten und Gambenspieler Sainte Colombe und Marin Marais. Jakob Rattinger (Gambe) musiziert hier mit Thomas Boysen (Theorbe) und Olga Watts (Cembalo) Musik aus Versailles. Ganz anders die Klänge am 30. Juli am gleichen Ort: Dann tritt das Ensemble „Traversées“ mit Crossover-Musik aus Persien und Mali auf. Alte Musik steht auch im Mittelpunkt der beiden Gastspiele in der Seminarkirche: Am 2. August ist das Ensemble „La Venexiana“ zu Gast und am 18. August musizieren Stefan Temmingh (Blockflöte) und die Sopranistin Dorothee Mields.

Weitere Konzerte finden in St. Antonius statt: Das Ensemble Klezmerate gastiert dort mit Klezmer-Klassikern am 11. August, gefolgt vom Familienkonzert „Mozart am Rhein“ am Nachmittag des Folgetags, in dem der Cellist und künstlerische Leiter von Villa Musica Alexander Hülshoff zu einer spannenden Geschichte von Schauspieler Boris Weber bekannte Mozartmelodien spielt. Er tritt auch am Abend des 12. August auf und musiziert mit dem Violinisten Boris Garlitsky und Stipendiaten Streichsextette der Klassik und Romantik. Das letzte Konzert findet am 20. August traditionsgemäß im Kreuzgang von St. Stephan statt, wo das „Auris Quintett“ eine Mozartserenade gestaltet.

Auch in diesem Jahr bietet der Mainzer Musiksommer übertragbare Festivalkarten an: Für fünf oder acht Konzerte in jeweils zwei Kategorien gewährt dieses Ticket eine Ermäßigung von 20 Prozent gegenüber den normalen Eintrittspreisen. Weitere Informationen zum Programm und zu Möglichkeiten des Kartenerwerbs finden sich im Internet unter https://www.mainz-klassik.de.

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