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Mit den Wise Guys auf „Klassenfahrt“

MAINZ – Als ob sie sich noch vorstellen müssten! „Wir sind die Wise Guys“, präsentiert Daniel „Dän“ Dickopf sich und seine vokalen Kombattanten in der ausverkauften Phönixhalle. Denn die obligatorische Publikumsbefragung nach dem dritten Lied bringt an den Tag: Es gibt noch immer eine Hand voll Gäste, die auf Verdacht ins Konzert kommen und offenbar noch nie was von den Kölner A cappella-Genies gehört haben wollen!

Für den Rest ist es ein Wiedersehen mit guten Freunden – genau so scheinen sich Eddi, Sari, Nils, Dän und Ferenc zu fühlen. Lange nichts mehr voneinander gehört? Von wegen: Seit einer Woche ist das aktuelle Album „Klassenfahrt“ im Handel und gemessen am begeisterten Applaus, den die neuen Lieder hervorrufen, läuft es bei den echten Fans seit sieben Tagen rund um die Uhr.

17 frische Songs, von denen die Wise Guys an diesem Abend fast alle präsentieren, dazwischen Evergreens, die vom Publikum so begeistert mitgesungen werden, dass der jeweilige Solist grinsend verstummt – die Konzerte der Kölner sind immer ein Garant für Bombenstimmung, Witz mit einer gehörigen Portion Selbstironie sowie eine rasante Bühnenshow mit wohl dosierter Choreografie und spektakulärer Light-Show.

Doch das wichtigste ist und bleibt: der Gesang! Immer wieder staunt man über die Selbstverständlichkeit, mit der das rheinische Quintett Perfektion und scheinbare Leichtigkeit mit offensichtlichem und noch mehr hörbarem Spaß an der Sache vereint. Das ist unglaublich homogen, genau im Timing und dabei locker, begeistert wie begeisternd. Wenn die fünf über weite Strecken einfach nur modulierende Harmoniewechsel unter ihre Texte legen erzeugt das eine wohlige Gänsehaut.

Und dann natürlich: die Texte! Der Latein-Streber, Angst im Flugzeug, die Verkaufsschlacht in einem schwedischen Möbelhaus, Verliebtsein, ironische Seitenhiebe aufs neue Handy oder nachdenkliche Zeilen wie in „Lisa“ – die Wise Guys treffen auch mit „Klassenfahrt“ wieder ins Schwarze. Und sie toppen sich immer wieder! Auch an diesem Abend erklingt „Schiller“, ein virtuoses A-cappella-Cover auf Michael Jacksons „Thriller“: „Unsere Hommage an einen umstrittenen Künstler, der der Welt so wunderbare Werke hinterlassen hat – wie ‚Kabale und Liebe‘ oder ‚Wilhelm Tell‘…“, feixt Dän. Die neue Steigerung aber heißt „Hamlet“: Sari und Nils rappen die Shakespeare-Story derart genial, dass man den Hut vermisst, den man vor einer solchen Melange aus musikalischem Können, sprachlichem Anspruch und geistvollem Witz ziehen möchte.

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