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Spielsüchtige Weltmusiker

MAINZ (8. August 2018). Die neapolitanische Canzone, die anfangs in St. Antonius erklingt, wird wohl bei manchem Erinnerungen an den gerade erst zu Ende gegangenen Urlaub (vielleicht ja in Süditalien?) wecken. Die Besetzung des Quartetts, das diese Musik interpretiert, ist ebenso apart: Evelyn Huber spielt Harfe und Salterio, Andreas Hinterseher Akkordeon, Vibrandoneon und Bandoneon, Mulo Francel Saxophon, Klarinette und Mandoline, Dietmar D.D. Lowka Kontrabass und Percussion. Bereits im vergangenen Jahr begeisterten die Künstler das Publikum des Mainzer Musiksommers, so dass man sie gleich wieder einlud.

So abenteuerlich wie die Besetzung ist auch die Musik, die gespielt wird: Es sind ganz eigene Klänge, die sich einer wie auch immer gearteten Kategorisierung wendig entziehen. Man hört Weltmusik und kommt sich vor wie an einem köstlichen Buffet, von dem man Bekanntes wie Unbekanntes auf den Teller drapiert bekommt, woraus sich dann unerwartet ein ganz fulminantes Gericht voller pikanter Geschmacksnoten ergibt.

Das Programmheft schweigt sich über eine genaue Titelfolge des Konzerts aus – angekündigt sind „Arabesken, Balkan-Swing, Balladen, waghalsige Melodien aus dem alten Europa und mediterrane Klangfarben“. Was man sich darunter vorstellen darf, zeigt Quadro nuevo in spannenden Konzertmomenten, auf denen man wie auf einem fliegenden Teppich gleichsam in andere klangliche Welten gleitet. Nicht zufällig trägt ein früheres Programm genau diesen Titel.

Dabei wechselt man mit jedem Lied den Ort und wähnt sich in einem Theater, in dem wie von Zauberhand Kostüme und Bühnenbild wechseln – nur die vier Mimen bleiben die vertrauten. Man hört einen Tango aus Uruguay, Jazz mit waghalsigem Trommelsolo auf dem Kontrabass, bei dem Resonanzraum und Saiten auf ganz eigene Weise zum Klingen gebracht werden, ein Jazzgitarrensolo auf der Harfe gespielt. Eigenkompositionen wie „Ikarus Dream“ folgen auf die ansprechend adaptierte Filmmusik aus „La Strada“. Einzig die elektrische Verstärkung trübt den Hörgenuss, denn sie beraubt den Klang seiner Natürlichkeit und ist, gemessen am kleinen Kirchenraum, vielfach schlicht zu laut.

Das Niveau, auf dem hier musiziert wird, ist indes tadellos. Offensichtlich ließ sich Quadro nuevo für das aktuelle Programm „Grand Voyage“ (lange Reise) von dem inspirieren, was man seit 1996 in weltweit mehr als 2500 Konzerten erlebt hat. Die Musiker selbst bezeichnen sich als „spielsüchtig“ und treten in Clubs, auf Festivals, als Straßenmusiker oder in großen Konzertsälen auf. Von ihren Reisen haben sie den sprichwörtlichen „Koffer voller Melodien“ mitgebracht, aus dem sie nun so manches Andenken ins strahlende Licht ihrer Klangfarben halten.

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