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Mit rotem Schal und Schmusehuhn

MAINZ – Sie ist zweifelsohne die Oper schlechthin: Mozarts „Zauberflöte“ bietet mit dem Libretto von Emanuel Schikaneder nicht nur eine spannende Story, sondern auch eingängige Melodien, die es nicht zuletzt bis zum Pausenzeichen im Rundfunk oder heute – natürlich – Handy-Klingelton gebracht haben. Diesem KV 620 hat sich jetzt die Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität angenommen und gemeinsam mit dem Thüringischen Landestheater Rudolstadt eine sehens- und hörenswerte Variante inszeniert.

Im „Roten Saal“ der Hochschule kam das Publikum so in den Genuss der Geschichte um die entführte Pamina, die von Tamino und Papageno aus den Händen Sarastros befreit werden soll. Unter der Regie von Katharina Thoma gelang dem Studierenden-Ensemble hier eine reizvolle Erzählung, deren musikalisch hoher Anspruch durch allerlei neckische Ideen in Sachen Bühnenbild und Kostümierung amüsant ausgeschmückt wurde.

So trat Tamino (Christian Rathgeber) als Dandy mit kariertem Sacko und rotem Schal auf, dem ein eher klassisch gewandeter Papageno (Richard Logiewa) zur Seite stand. Der mit Federn gespickte Vogelfänger trug dabei ein Schmusehuhn spazieren. Mit feiner Ironie zeichneten die beiden männlichen Hauptrollen ihre Charaktere, ließen beim Anblick der entführten Pamina schon mal ein „Wow!“ fallen und zeigten im Verlauf der Oper nicht nur sängerisches, sondern vor allem auch mimisches Talent.

Christian Rathgeber gefiel mit leichtfüßig jugendlichem Tenor, dem die Rolle des verliebten Retters gut zu Gesicht stand. Logiewa machte hingegen vergessen, dass die zukünftigen Profis an dieser Rolle zuweilen noch feilen: Sein Papageno klang so prickelnd und fließend, als habe er sein Lebtag nichts anderes gemacht, als diese Arien zu singen.

Doch auch die anderen, von Chor und Orchester der Hochschule ansprechend begleiteten Solisten gefielen nicht weniger: Pamina (Anne Ganzenmüller) und Papagena (Katrin Le Provost) als kesse Mädchen, die rachsüchtige Königin der Nacht (Alexandra Samouilidou), der autoritäre Sarastro (Florian Küppers), sein „Türsteher“ Monostatos mit Strumpfmaske und Fellarmen (Burkhard Hildebrandt) sowie die Priester, Damen auf High-Heels oder Knaben als Brillenschlümpfe machten diese „Zauberflöte“ unter dem Dirigat von Prof. Wolfram Koloseus zu einem Erlebnis, das an Qualität und vor allem Unterhaltungswert den Vergleich mit so manch professioneller Produktion wohl nicht zu scheuen braucht. Die Künstlerische Gesamtleitung des Projekts lag in den Händen von Prof. Claudia Eder.

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