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Über Musik und Poesie

MAINZ (15. Januar 2023). Die 1992 in Spanien geborene Sopranistin Nerea Elizaga Gómez studiert seit 2016 bei Prof. Elisabeth Scholl Gesang, derzeit an der Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Nun lud die Sängerin zu einem Liedvortrag in die Melanchtonkirche ein. Überschrieben war das Konzert mit den Worten „Über Musik und Poesie“, auf dem Programm standen Vertonungen spanischer Gedichte durch Xavier Montsalvage, Rodolfo Halffter, Hermann Reutter, Frederic Mompou, Joaquín Turina, Francis Poulenc sowie Eduard Toldrá.

Es ist ein schwieriges Unterfangen, gerade einen lyrischen Text aus einer fremden Sprache ins Deutsche zu übertragen. Wieviel Substanz bleibt erhalten, was wird eingängiger formuliert und dabei vielleicht im Gehalt verändert? Insofern mutet so manche Zeile transkribierter Poeme, zumal solcher aus impressionistischer Zeit, mitunter ein wenig seltsam an. Doch sollte es hier ja auch nur darum gehen, den groben Sinn zu erfassen: Die beste Übersetzung lieferte an diesem Vorabend ohnehin Nerea Elizaga Gómez mit ihrem Gesang, am Flügel geschmackvoll begleitet von Liedpianist Erik Garciá.

Dass dieser aktuell am Staatstheater Mannheim als Korrepetitor und Assistenzdirigent wirkende Musiker ein Landsmann der Sopranistin ist, garantierte natürlich noch mehr Authentizität der vorgetragenen Lieder. Und wer sich ihnen hingab, brauchte den gedruckten deutschen Text eigentlich kaum – ein, zwei Sätze zum Inhalt hätten gelangt: Schließlich liegt der Reiz vertonter Verse vor allem unbekannter Idiome darin, dass die Musik der Sprache das Fremde nimmt und der Poesie einen besonderen, eigenen Klang verleiht.

Das von Gómez ansprechend moderierte Konzert geleitete die Zuhörer auf dem Weg durch die spanische Geschichte und Naturbilder, wofür vor allem die Dichter Rafael Alberti (der notabene auch Maler war) oder Gustavo Adolfo Bequer, standen: Beide haben unter anderem die Sehnsucht nach dem Meer in Worte gefasst. Es waren gerade diese Stücke, denen die Sängerin mit ihrem kraftvollen und in allen Dynamikstufen gepflegt präsenten Sopran ihren Stempel aufdrückte. Ein kurzes Lied von Rodolfo Halffter von Stränden, die der Poet (Alberti) sich stets leer vor Augen ruft, geriet besonders apart, denn sowohl der Liedpianist als auch die Sängerin sorgten in knappen Interludien mit jähen Crescendi und am Schluss für ein Abbild der von Menschen wimmelnden Realität.

Nerea Elizaga Gómez‘ Stimme hat einen Brillanzkern, den sie mit feinem Duktus, aufblühendem Forte und sehnsuchtsvoll verhallendem Piano aufs Beste zum Funkeln zu bringen versteht. Ihr Timbre ist elegant, ihr Vibrato unaufdringlich und damit umso kultivierter. Die Biografie der spanischen Sängerin erwähnt bereits einige Auszeichnungen und Partien. Wer klug ist, engagiert sie – gerne auch vor Ort – bald für weitere.

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