Begeistert vom Orgelklang
MAINZ (1.-3. August 2025). In Mainz fand jetzt das erste Orgelfestival für Kinder statt. Und wenn es nach den Teilnehmenden geht, war es nicht das letzte, berichtet Organisatorin Carolin Kaiser: „Alle haben sich bei mir mit den Worten verabschiedet, dass sie nächstes Jahr wieder dabei sein wollen.“ 130 nahmen teil (darunter Gäste aus Frankreich und Norddeutschland), das Interesse insgesamt war noch größer.
Damit hat das dreitägige Festival die Erwartungen der Mainzer Orgelpädagogin und ihres engagierten Helferteams bei Weitem übertroffen: „Alle waren glücklich über die intensive Atmosphäre, die vielen Begegnungen zwischen den jungen Teilnehmenden und dem Dozententeam sowie den begleitenden Familien.“ Ziel des bundesweit ersten Orgelfestivals für Kinder, dem eine jahrelange Planung voranging, war es, in der Gesellschaft das Interesse an der Orgel als Instrument auch und gerade für Kinder zu wecken, junge Musizierende miteinander zu vernetzen und Orgelunterrichtenden Perspektiven für ihre Lehrtätigkeit aufzuzeigen.
Dies geschah mehrgleisig: Für die Kinder und Jugendlichen gab es praktische Kurse zu den Themen Improvisation und Komposition, Klangexperimente, das Spielen ohne Noten und Orgelführungen sowie Aktionen wie das gemeinsame Montieren eines Orgelbausatzes oder das Fertigen einer Schokoladenorgel. Orgellehrenden, Studierenden sowie in der Kirchenmusik Tätigen wurden Seminare zur Orgelpädagogik angeboten. Für das gesamte Festival hatte Carolin Kaiser, die in Mainz selbst über 30 Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 17 Jahren unterrichtet, ein zehnköpfiges Expertenteam eingeladen, das die Theorie im Laufe des Festivals vor allem mit der Praxis verband.
Denn im Vordergrund stand natürlich auch das musikalische Erleben der „Königin der Instrumente“ in verschiedenen Konzerten, darunter ein auch von Passanten viel beachtetes auf dem Mainzer Ballplatz, bei dem die jungen Musizierenden auf einer einzigartigen Open-air-Orgel ihr Können zeigten. In einem mittäglichen Orgelkonzert in St. Bonifaz, einer der Mainzer Innenstadtkirchen, konnte man beispielsweise hören, wie der achtjährige Matteo aus Mainz Bachs berühmte (und anspruchsvolle!) d-Moll-Toccata spielte.
Der Schüler hat erst seit einem Jahr Unterricht bei Kaiser: Er war letztes Jahr auf der Such nach einer musikalischen Ferienbetreuung und das einzige Angebot war ein Orgelkurs. Das fand Matteo auf Anhieb so toll, dass er unbedingt das Orgelspiel lernen wollte, wie er begeistert erzählt: „Mir gefallen vor allem die vielen Möglichkeiten, Klänge zu erzeugen und Klangfarben zu mischen.“ Das meint auch die elfjährige Sophia, die seit drei Jahren Unterricht hat. Während sie das Orgelspiel als Hobby schätzt und hier gerne auch Filmmusiken spielt, hat Matteo die Beschäftigung mit Tasteninstrumenten schon als Beruf im Visier.
Apropos: An den Hochschulen stagniere derzeit das Interesse am Kirchenmusikstudium, berichtet Kaiser. Dazu komme, dass ältere Organistinnen und Organisten aufhörten. Sollte das Mainzer Orgelfestival für Kinder zu einer Institution werden oder auch Nachahmer finden, könnte man dieser Entwicklung erfolgreich entgegenwirken. Wie groß der Enthusiasmus bei den jungen Teilnehmenden war, dokumentiert auch eine Beobachtung am Rande, von der die Organisatorin schmunzelnd berichtet: „Die Kinder standen Schlange, um üben zu dürfen.“