» Musik

Endlich: Transparenz im Mainzer Rathaus!

MAINZ (3. Juni 2011). Man mag schmunzelnd darüber streiten, ob das Rathaus der Stadt Mainz, 1973 nach dem Entwurf der dänischen Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling erbaut, das erste Gebäude ist, das einem für die Konzertreihe „Musik in Burgen und Schlössern“ einfällt. Gleichviel: An Baufälligkeit wird es so manchem alten Gemäuer das Wasser reichen können.

Ungleich vitaler präsentierten sich die Künstler des Abends, die gemeinsam mit dem berühmten Pianisten Menahem Pressler die Soiree gestalteten. Der Gründer des bis vor drei Jahren das Klassikgeschehen mit bestimmenden Beaux Art Trios hatte zuvor in Schloss Engers mit den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Landesstiftung Villa Musica intensiv gearbeitet.

Den Ratssaal bestimmen selten so reine Töne, Transparenz und harmonisches Miteinander wie an diesem Abend: Mozarts Es-Dur-Quintett KV 452, Brahms‘ a-moll Trio op. 114 sowie das bekannte „Forellenquintett“ A-Dur D667 von Schubert standen auf dem Programm und bei Letzterem durfte das Publikum Menahem Pressler persönlich am Flügel erleben: Bestechend intensiv ist sein Kontakt mit den anderen Musikern, mit denen er fast ständig Blickkontakt hält. Dabei geht es ihm keinesfalls um ein Überwachen der jüngeren Künstler, sondern um ein genussvolles Miteinander.

Perlendes Spiel, hingetupfte Kadenzen – die Lebendigkeit, mit der der 88-jährige Pianist hier musiziert, überträgt sich mühelos auf die Partner im Quintett. Die Dialoge finden dabei stets auf Augenhöhe statt und der Zuhörer merkt in diesem Stipendiaten-Konzert, wie nachhaltig das gemeinsame Arbeiten war. Das Andante von Schuberts „Forellenquintett“ gerät dabei geschmackvoll verträumt und das Scherzo des dritten Satzes wird zur überschäumend spritzigen musikalischen Moussage. Dann natürlich die Variationen des bekannten Themas: Hier wird deliziös gestaltet und die Melodie scheint stets wie durch klares Wasser hindurch.

Spannend waren aber auch gerade die Stücke, in denen Menahem Pressler nicht mitspielte, denn man hörte natürlich besonders auf das Spiel der Pianistinnen: Svetlana Meermann bei Mozart und Antonia Köster bei Brahms. Vom bloßen Kopieren des großen Meisters konnte hier jedoch keine Rede sein – im Gegenteil: Die Individualität beider Künstlerinnen adelte die Musik auf ihre Weise, so dass der thematische Staffellauf in Mozarts Largo genauso ansprechend gelang wie die klangdichte Verwobenheit in Brahms‘ Andante.

Im Ambiente des politischen Hauens und Stechens wurde ganz einfach große Musik gemacht: das Ringen mit gemeinsamem Ziel, das Hören aufeinander, das Zurücknehmen zugunsten der Melodie des anderen – so mancher Stadtrat könnte sich daran ein Beispiel nehmen…

Ein Portrait von Menahem Presseler finden Sie im Journal dieses Magazins.

zurück