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Krönende Momente

KIEDRICH (25. Juli 2019). Eigentlich hatte Mozart seine zu Ostern 1779 uraufgeführte und heute als „Krönungsmesse“ bekannte Missa in C-Dur gar nicht für eine Monarchen- Inthronisierung geschrieben: Zum musikalischen Background solcher Feierlichkeiten wurde sie erst nach dem Tod des Komponisten.

Ungeachtet dessen fiel die Aufführung durch den Bach Chor Siegen majestätisch und bewegend aus. Bereits im Vorfeld hatte sich dieses Konzert zum Publikumsmagneten entwickelt und war, wie Marsilius Graf von Ingelheim als Geschäftsführer des Rheingau Musik Festivals zu berichten wusste, in diesem Jahr das am schnellsten ausverkaufte.

Auf dem Programm standen Vivaldi und Mozart und gerade bei diesem wurden die Zuhörer in der Basilika von Kloster Eberbach nicht enttäuscht. Seine Messe ergänzten dramaturgisch ansprechend die ebenfalls in C-Dur komponierten Kirchensonaten KV 278 und 329, wobei die Hannoversche Hofkapelle geschmackvoll musizierte und sich im Folgenden mit dem Chor zu einer überzeugenden Einheit vermählte.

Geadelt wurde das Werk schließlich durch die Solisten: Vor allem der Sopran von Miriam Feuersinger war schlicht betörend und ihr wundervoller Ton schwebte im „Agnus Dei“ so filigran durch den Raum, dass man sich wie von einem Engel umarmt fühlte. Allein für dieses Erlebnis hatte sich die Anfahrt gelohnt.

Ist ein Quartett schlicht eine Viererformation, so steht es in einem Kartenspiel für eine zusammengehörige Gruppe. Und genau das bildeten die Solisten als perfekt austariertes Ensemble ab, als sie ihre (leider nur kurzen) Passagen in KV 317 anstimmten: Sebastian Klein (Bass), Tenor Christian Rathgeber mit federndem Timbre und Altus Franz Vitzthum, der bereits im ersten Konzertteil bei Vivaldis „Gloria“ an der Seite von Miriam Feuersinger glänzte. Eröffnet wurde das Konzert von der Hofkapelle mit dem a-Moll-Konzert RV 522 des Italieners.

Auch im folgenden D-Dur-Gloria RV 589 waren es die Solisten, die für Nachhall sorgten, denn der Bachchor Siegen sang zwar solide, doch störte gerade bei Vivaldi das scharfe und dominante, phasenweise fast schon schrille Sopranregister, das auch in sich längst nicht so homogen klang wie beispielsweise der beeindruckende Chortenor.

Zudem verwunderte manch interpretatorische Idee: Im ätherischen „Domine Deus, Agnus Dei“, das Franz Vitzthum mit erlesener Dynamik anstimmte, ließ Dirigent Ulrich Stölzel seinen Klangkörper mit einer Vehemenz antworten, die geradezu konträr zum entrückten Gesang des Altus‘ wirkte. Der gefiel indes mit einer flexiblen sowie leichten Stimmführung und erwies sich im Duett als behagliches Pendant zum Sopran Feuersingers. Ein erster Höhepunkt des Konzerts war ihr „Domine Deus, Rex coelestis“ – solche Momente waren dann eben doch „die Krönung“.

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