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Kabale und Liebe in Theben

MAINZ (26. Febuar 2012). Wer mit dem Namen Georg Friedrich Händels ein Oratorium verbinden soll, dem wird zweifelsohne erst Mal der „Messias“ einfallen. Doch der Komponist wandte sich auch weltlichen Themen zu und schuf nach seinem „Hercules“ ein zweites dramatisches Oratorium mit nicht geistlichem Hintergrund: „Semele“ (HWV 58), ein Werk in drei Akten, das jetzt in Mainz konzertant zur Aufführung kam.

In der Christuskirche dirigierte Prof. Ralf Otto, sonst an gleicher Stelle Künstlerischer Leiter des Bachchors, ein Konzert von „Barock vokal“, dem Kolleg für Alte Musik an der Mainzer Hochschule für Musik.

Die sagenhafte Handlung entführt den Zuhörer anfangs in den Tempel der Juno, wo Cadmus und Prinz Athamas Semele bedrängen, in die geplante Hochzeit mit dem Adligen einzuwilligen. Die jedoch bittet ihren heimlichen Geliebten, den Gott Jupiter, um Beistand. Sie wird von einem Adler geraubt und erlebt in einem von Drachen bewachten Palast mit dem Göttervater die Freuden der Liebe.

Semele will ebenfalls unsterblich sein, doch Jupiter lenkt sie mit dem Besuch ihrer Schwester Ino ab. Eifersüchtig wendet sich Jupiters Gattin Juno an Somnus, den Gott des Schlafes, der ihr gegen die Hand der Grazie Pasithea seinen bleiernen Stab des Schlafes gibt. Damit ausgerüstet betäubt sie die Wach-Drachen und Ino, um sich in deren Gestalt Semele zu nähern. Durch einen Trick verleitet sie die Geliebte, Jupiter als Gott zu erkennen – ein Fehler mit tödlichen Folgen. Nun schlägt Inos Stunde, denn sie soll auf göttlichen Befehl Athanas heiraten. Ende gut, alles gut: Liebesgott Apoll verkündet, dass Semeles‘ Asche ein Phönix entstiegen sei und ein Chor huldigt dem neu geborenen Gott Bacchus.

Wenngleich der Komponist selbst sein Oratorium nie als Oper inszenierte, krankte die Mainzer Aufführung doch ein bisschen des rein Konzertanten wegen und fehlende englische Texte wie Übersetzungen stellten an die Zuhörer bei über zwei Stunden Länge sicherlich die eine oder andere Herausforderung. Einzig die detaillierte Inhaltsangabe konnte angesichts der Fremdsprachigkeit Orientierung geben.

Da musste die künstlerisch-musikalische Darbietung doppelt überzeugen, was ihr jedoch fraglos gelang: Auf der schwungvollen Grundierung des Klangkörpers aus Bachorchester und Instrumentalisten der Hochschule brillierte der Studierendenchor und auch die Vokalsolisten konnten durch ihr vitales Agieren Kostüme und Bühnenbild geschmackvoll ersetzen. Einmal mehr spürte man, wie tief Dirigent Ralf Otto mit der Barockmusik verbunden ist.

Exemplarisch sollen einige Szenen aus dem zweiten Akt die Atmosphäre illustrieren: die von Eifersucht getriebene Juno (empathisch: Alexandra Paulmichl), das sanfte Wiegenlied der Semele (poetisch: Elisabeth Scholl), das Liebeslied von Jupiter (lyrisch: Christian Rathgeber) oder die entrückte Ino (schnörkellos klar: Nohad Becker). Keine Frage: Wer so innig singt, dem fliegen die Herzen von Göttern wie Sterblichen eben zu.

In weiteren Rollen überzeugten Jasmin Hörner (Iris), Alin Deleanu (Athamas), Marc-Eric Schmidt (Apollo), Martin Ohu (Somnus), Johannes Hill (Priester) und Florian Küppers, der mit kernigem Bass einen respektablen König Cadmus gab.

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