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Kecker Wettstreit mit klarem Sieger

Gesamteinspielungen haben immer ihren Reiz, weil sie einen Überblick geben, zum Vergleichen der Werke einladen und im besten Fall einen kleinen Schatz (als Teil eines viel größeren) heben. Die Compagnia Transalpina hat unter der Leitung von Andreas Böhlen bei Aeolus alle Trios und Quartette von Georg Philipp Telemann eingespielt, die dieser für die Besetzung Blockflöte, Oboe, Basso continuo und Violine schrieb. In seiner Biografie von 1740 hatte der Komponist tiefstapelnd das Lob zitiert, er habe hierbei wohl seine „beste krafft gezeigt“. Wer auch immer das sagte: Es war offenbar mehr als die von Telemann an gleicher Stelle vermutete Schmeichelei.

Genau das führen auch die beiden Solisten Andreas Böhlen (Blockflöte) und Andreas Helm (Oboe) vor. Gemeinsam mit dem selbstverständlich auf alten Instrumenten musizierenden Ensemble aus Susanne Scholz (Violine), Daniel Rosin (Violoncello), Tomasz Wesolowski (Fagott) und Michael Hell (Cembalo) wird hier musiziert, dass die Funken fliegen. Klanglich schöpfen die Künstler aus dem Vollen und nutzen die perfekte Akustik der abgelegenen Klosterkirche im schweizerischen Beinwil, um deren Stille mit dieser wunderbaren Musik zu füllen.

Telemann lässt keinem der beiden Instrumente den Vortritt, sondern behandelt sie vollkommen gleichberechtigt, was von Böhlen und Helm höchst überzeugend mit Leben gefüllt wird. Dass der Flötist ansonsten auch als Jazz-Saxophonist musiziert, kommt der einfühlsamen Interpretation genauso entgegen wie die Tatsache, dass der Oboist ebenso Blockflöte spielt und sich dadurch natürlich perfekt in das Spiel seines Gegenübers einfühlen kann. Auch vor und mit dem Tutti tun sich beide Solisten durch ein perfektes Eingebettet-Sein in den Gesamtklang hervor, was die jeweilige Virtuosität keineswegs schmälert.

Pulsierenden Passagen, in denen sich Blockflöte und Oboe derart vital umspielen, dass einem das Bild von keck miteinander balgenden Katzen vor Augen kommt, stehen anrührend kontemplative, weit ausmusizierte Sätze gegenüber. Der Ideenreichtum Telemanns wird hier aufs Schönste dokumentiert – in den Werken und ihrer Interpretation: Beim Wetteifern von Blockflöte und Oboe geht es nie ums Gewinnen, sondern nur um die Musik, die dadurch als strahlender Sieger hervorgeht. Nur kurz angemerkt sei, dass man sich beim Schnitt hin und wieder etwas mehr Sensibilität gewünscht hätte, was jedoch nur auffällt, wenn man der CD über Kopfhörer lauscht.

Georg Philipp Telemann: Trio Sonatas & Quartets | Compagnia Transalpina, Andreas Böhlen (Leitung) | Aeolus AE-10366

Hier berichten die Künstler über die Produktion der CD: https://www.youtube.com/watch?v=PniXJ0CiXx4

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