Konzept nicht ganz erkennbar
Die CD „Closer To Paradise“, erschienen bei Berlin Classics, ist als Entdeckungsreise angekündigt. Countertenor Valer Sabadus und das Ensemble Spark – Andrea Ritter (Blockflöten), Daniel Koschitzki (Blockföten und Melodica), Stefan Balazsovics (Violine und Viola), Victor Plumettaz (Violoncello) und Christian Fritz (Klavier) – wollen laut Label das Gefühl der Sehnsucht in unterschiedlichen Klängen einfangen. Werke des Barocks werden hierfür mit modernen Stücken gepaart, romantische Lieder stehen Popsongs gegenüber.
Die Bandbreite erstreckt sich von Antonio Vivaldi, Robert Schumann oder Gabriel Fauré über den französischen Chansonier Leo Ferré und den Singer-Songwriter Lucio Dalladem bis Barry Manilow, Depeche Mode und sogar Rammstein. Abgerundet wird das 15 Tracks umfassende Album durch Eigenkompositionen der Spark-Mitglieder. Das Ensemble ist dafür bekannt, Altbekanntes kräftig gegen den Strich zu bürsten und neu zu denken. Ähnliches – wenn auch barocker in der Besetzung – kennt man von Red Priest aus England. Ob man wie hier nun unbedingt Vivaldi und Rammstein miteinander kombinieren muss, ist sicherlich Geschmackssache – wie die Frage, ob diese „Reise“ letztendlich zum Paradies führt oder der Weg das Ziel sein will und kann.
Valer Sabadus glänzt – einmal mehr und in allen Registern mit seiner unverwechselbar klaren und schlanken Linienführung, diesem faszinierendem Brillanzkern und einer dynamisch stets präsenten Kraft im Belcanto wie im erzählenden Rezitativ. Herrlich leicht fliegt Ferrés „Écoutez La Chanson Bien Douce“ dahin, düster hängt der Gesang über dem instrumental originell adaptierten „In der Ferne“ aus Schumanns „Liederkreis“. Keine Frage: Das Ensemble Spark spielt lebendig und durchaus inspiriert mit seinen Klangspektren. Mal schwillt es wie in der titelgebenden Eröffnungsnummer „Closer To Paradise“ sinfonisch an, mal gibt man sich betont barock.
Allerdings zieht genau diese doch sehr eigenwillige Kolorierung eine Grenze: Aufgeschlossene wird das Album so sehr überzeugen können wie sie den Puristen wahrscheinlich dankend abwinken lässt – ein Klavier bei Vivaldi ersetzt nun mal kein Cembalo. Will man sich allein durch Wohlklang dem „Paradies“ nähern, bringt einen das Album vokal auf jeden Fall weiter. Doch bleibt das Gefallen nur bei einzelnen Nummern hängen. Die verbindende Idee hinter dem Ganzen muss man sich nämlich leider eher selbst zusammenreimen: Im Booklet findet sich zwar (auf der letzten Seite) eine klein gedruckte Trackliste, aber kein Sterbenswort zu Inhalt und Konzept des Albums. Abgedruckt sind die deutschen, englischen und französischen Texte, allerdings nur in der Originalsprache ohne Übersetzung. Hier wurde offenbar über Gebühr gespart oder schlicht kein Wert auf Information gelegt. Schade.
Closer To Paradise: Valer Sabadus & Spark | Berlin Classics 0301767BC | erhältlich ab 29. April 2022