Leise Statements, unüberhörbar
Drei Jahre nach „Mairegen“ meldet sich Reinhard Mey zurück: „Dann mach’s gut“ lautet der Titel – das entsprechende Lied auf dem 17 Tracks umfassenden Album ist ergreifend emotional und erinnert an Meys Sohn Maximilian, der seit Jahren im Wachkoma liegt. Überhaupt nimmt die Erinnerung des mittlerweile 70 Jahre alt gewordenen Barden großen Platz ein.
Mey denkt nach und pustet mit seinen frischen Melodien, mit deren Stil er dem Bekannten nach wie vor treu bleibt, den Staub des Vergessens von „Vaters Mantel“ oder einem vermeintlich schlichten „Taschentuch“. Grundsympathisch schenkt der Sänger gerade solch kleinen und oft unbeachteten Dingen seine Aufmerksamkeit.
Dabei ist er stiller, aber nicht leiser geworden – mit 70 Lenzen schlägt man eben nicht mehr trunken sein WG-Zimmer bei Frau Pohl kurz und klein. Doch gerade dieses Sanfte verleiht den einzelnen Botschaften mehr Nachhall als es laute Protestlieder tun.
Fast kann man es abhaken: Mey, der erst im siebten Lied zur eigenen Person kommt, erklärt seiner Frau seine Liebe, der Gitarre sowieso, dem Wein, widmet jedem seiner drei Kinder einen Song und einen dem Enkel; dann gibt es das Lied für den Frieden und eines gegen die Massentierhaltung. Diese Songs wirken dabei wie der stete Tropfen, der den Stein irgendwann doch hoffentlich mal höhlen wird: „Längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit, Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.“
„Dann mach’s gut“ enthält also viele richtig schöne Songs: eine nachdenkliche Hommage an den „lieben kleinen Silvestertag“, ein gesungenes Stillleben des eigenen „Tiergartens“, ein branchenspezifisches Sittengemälde mit „Wolle“ (Petry) im Zentrum, der der Glitzerwelt rechtzeitig den Holzfällerhemd-Rücken kehrte – gesungene Noten als musikalisches Freundschaftsbändchen von Kollege Reinhard.
Der hingegen denkt noch nicht ans Aufhören: „Spielmann will ich sein bis zum letzten Tag des Jüngsten Gerichts“, verspricht Mey, der auf diesem Album mit „Lass nun ruhig los das Ruder“ auch gekonnt einen Song von Eric Bogle und Hannes Wader covert und mit „Sally“, einer Geschichte um einen jungen Ausreißer ein italienisches Lied von Fabrizio de André und Massimo Bubola anstimmt.
Reinhard Mey: „Dann mach’s gut“, Odeon/Universal Nr. 06025 37367597