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So noch nie gehört

Weihnachts-CDs gibt es zuhauf und jedes Genre von Rock und Pop über Jazz bis zur Klassik ist mit Evergreens vertreten. Auch die Chormusik hält eine breite Palette an Aufnahmen bereit und sorgt, oft gepaart mit Blechbläsern, für weihnachtliche Stimmung aus den Boxen. Dass hier etwas wirklich Neues gewagt oder erschaffen wird, ist eher selten.

Daher lässt die neue CD „Weihnachten im Mainzer Dom“ doppelt aufhorchen. Nicht nur, dass der von Domkapellmeister Karsten Storck dirigierte Mainzer Domchor und die Domkantorei St. Martin sowie der Mädchenchor am Dom und St. Quintin (Leitung: Domkantor Michael Kaltenbach) ihre vokalen Qualitäten unter Beweis stellen. Gemeinsam mit dem Mainzer Domorchester präsentieren sie bekannte Advents- und Weihnachtslieder in klanglich neuem Gewand, das Arrangeur Thomas Gabriel den Ensembles auf den Leib geschrieben hat, was „Weihnachten im Mainzer Dom“ im Wust der Christfest-CDs ein äußerst hörenswertes Alleinstellungsmerkmal verleiht: Mögen die Titel auch noch so bekannt sein – mit sinfonischen Vorspielen und Interludien hat man diese Chormusik bislang noch nicht gehört.

Gabriel führt mit seinen Arrangements geschmackvoll auf die einzelnen Chorsätze hin und vergoldet sie gewissermaßen zusätzlich. Die Musik spannt einen Bogen von Hammerschmidt, Eccard und Praetorius über Mendelssohn und Humperdinck bis Distler und Rutter, wobei auch Domkapellmeister Storck mit eigenen Sätzen vertreten ist. Den verbindenden Rahmen bildet der Orchesterklang, der an stimmungsvolle Filmmusik erinnert und die weihnachtlichen Verse sinfonisch in Szene setzt. Um im Bild zu bleiben: Wie einen guten Film, in dem man beim Wiedersehen neue Details sieht, kann man auch beim wiederholten Hören dieser CD immer wieder etwas Neues entdecken.

Die einzelnen Ensembles, allen voran der Mädchenchor, überzeugen durchgehend, das Domorchester musiziert äußerst delikat. Nicht, dass die Originale für sich nicht bereits interessant wären: Doch mit der von den Musikern schwungvoll (und zuweilen auch durchaus swingend) gespielten originellen Unterfütterung erhalten die einzelnen Lieder eine weitere klangliche Ebene, spannen den stilistischen Bogen weiter und illustrieren textliche wie musikalische Aussagen mit leuchtenden und pulsierenden Klangfarben.

Herrlich das glockenspielselige Jauchzen des Domchors in „Wir sagen Euch an“, der kindliche Klang der Knaben ist wunderbar anrührend. Spannend auch die jungen Damen mit „Maria durch ein Dornwald ging“, wo erst ein Geigensolo mit Harfe erklingt und dann die Streicher rhythmisch einsetzen. Im Vorspiel des von der Domkantorei gesungenen „Stille Nacht“ versteckt sich die bekannte Melodie geradezu. Gabriel selbst ist mit zwei Orchesterstücken vertreten und im Präludium zu „Es kommt ein Schiff geladen“ hört man förmlich, wie sich das Mondlicht in den Wellen spiegelt. Wunderbar.

„Weihnachten im Mainzer Dom“, Mainzer Domchor, Mädchenchor am Dom und St. Quintin, Domkantorei St. Martin, Mainzer Domorchester, Leitung: Domkapellmeister Karsten Storck und Domkantor Michael Kaltenbach, Rondeau Production ROP6259

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