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Arnim Töpel zieht es zu den verbalen Wurzeln

MAINZ – Hört man derzeit in den Medien außerhalb der Region jemand pfälzisch sprechen, ist es meist der amtierende Chef-Sozialdemokrat, der seine Rechte gegen die Linke erhebt. Und da tut es richtig gut, wenn eben diese Mundart einmal ein fast gänzlich unpolitisches Kabarett prägt. Weniger gehaltvoll wird das Ganze dadurch nicht.

Der Protagonist dieses Abends ist Arnim Töpel, der nach „Newa de Kapp“ mit „Mach doch de Babbe net struwwelisch“ jetzt sein zweites Mundart-Programm präsentiert. Das klingt anfangs etwas anstrengend, aber wenn man sich erst einmal hineingehört hat in dieses Pfälzisch, jene verbale Disparität, in der jeder Satz mit einer intonatorischen Hebung endet, dann macht das Programm richtig Spaß, zumal der Dialekt von mancher humoristischen Irrung und Wirrung erfolgreich abzulenken vermag.

Aber Töpel will ja auch gar nicht um jeden Preis witzig sein. Oft genügt dem Pfälzer schon ein Laut, vielleicht nur ein Grunzen, wo bei anderen eine ganze Rede steht. Dass er eigentlich gar keinen Dialekt sprechen kann, daraus macht Töpel keinen Hehl. Zwar ist er in Heidelberg, also in einem Bundesland, das bekanntermaßen „alles außer Hochdeutsch kann“ geboren, doch von den (Berliner) Eltern ohne Dialekt erzogen worden, was ihm einst nicht nur Freu(n)de machte. Heute hat er das Kurpfälzisch drauf, auch dank „Günda“.

Denn „de Günda“ ist seine pfälzisch gefärbte innere Stimme, die in diesem Programm weit mehr ist als eine Bühnenfigur, ja noch mehr als ein Alter Ego des Kabarettisten. Und diese innere Stimme treibt es mit Macht nach draußen. Sie verliebt sich und bringt Töpel damit in Schwierigkeiten, sie gibt Widerworte, aber sie erleichtert ihm auch die Konversation. Denn „Günda“ erklärt den Dialekt mit seinen 26 „O’s“, mäandernden Vokalen, klingenden Umlauten und verwaschenen Konsonanten.

„Die Sprache ist der Wegweiser auf der Suche nach sich selbst“, ist sich Arnim Töpel sicher. Und da ist die Forderung nach einem automobilen Navigationsinstrument, das sich des regionalen Dialekts annimmt, eine pfiffige Idee, die natürlich mit allerlei Tourenbeschreibungen ausgeschmückt wird. So reagiert das Gerät mit persönlichem Adresse aus die Frage nach einer bestimmten Straße statt einer wegweisenden Antwort schlicht mit „Z(u) wem?“

Töpel ist aber nicht nur ein begeisterter „Babbeler“, sondern auch ein begnadeter Pianist. Wenn die linke Hand mit Staccato-Kantenschlag die Bassakkorde in die Tastatur hämmert, parliert der Kabarettist mit lockeren Läufen in der Rechten. Der erste Song ist ein klassischer Blues und er weist den Weg des Abends Richtung Heimat: Sich zu seinen Wurzeln bekennen, sich auch mal mit dem Hier und Jetzt begnügen und an den lokalen Müßiggang erinnern.

Ein anderes gelungenes Lied besingt die Freiheit, die sich nicht außerhalb dessen, was man tun muss, definiert, sondern in dem vielen, das man bleiben lassen kann. Darüber kann man ruhig mal nachdenken…

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