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Deutscher Kleinkunstpreis 2014 verliehen

MAINZ (9. März 2014). Nicht ganz so glamourös wie die Oscar-Verleihung, dafür aber bodenständig und authentisch präsentieren die ausgezeichneten Künstler ihr Können anlässlich der in Kooperation mit dem ZDF von 3sat aufgezeichneten Preisverleihung. In diesem Jahr lag die Moderation des Abends wieder in den Händen von Volker Pispers, der den Deutschen Kleinkunstpreis bereits im Jahr 1995 erhielt.

Auch wenn die Schweiz deutschen Arbeitnehmern derzeit eher die kalte Schulter zeigt, sind ihre Künstler auf der Bühne des Unterhauses, das die begehrte Trophäe seit 1972 auslobt, doch äußerst willkommen: Nicht nur zur Preisverleihung war „Ohne Rolf“ gerne angereist, wird doch ihr abendfüllendes Programm heute nochmals in voller Länge von den Fernsehkameras eingefangen. Ihre faszinierende wie urkomische Art des Kabaretts ohne Worte, in dessen Verlauf sie nur über umgeblätterte Plakate kommunizieren, brachte ihnen den Deutschen Kleinkunstpreis 2014 in der Rubrik Kleinkunst ein.

Ebenfalls aus der Schweiz stammt der Ehrenpreisträger des Landes Rheinland-Pfalz: Franz Hohler, laut Jury ein „großartiger Erzähler“ und „phantasievoller Moralist, der mit feinem Humor seine Mitmenschen sanft an die Hand nimmt“, war nach Hanns Dieter Hüsch 1973 zweiter Träger des Deutschen Kleinkunstpreises. Nach einer kleinen helvetischen Landeskunde – hinterziehen heiße hier sicher verwahren – las Hohler kleine, feine Geschichten wie die vom Liederhörer, der angesichts der Vielzahl an Liedermachern Anfang der 1970er Jahre in der Minderheit war und allein mit seinem Lauschen Karriere machen konnte.

Weitere Landsfrauen der prämierten Eidgenossen waren Nicole Knuth und Olga Tucek, deren Theaterkabarett laut Jury-Urteil „bitterböse, aber gerecht“ ausfällt. Als Kostproben servierten die beiden in der Sparte Chanson/Lied/Musik ausgezeichneten Künstlerinnen eine wohl intonierte Themenwahl vom besungenen Idyll eines priesterlichen Kindesmissbrauchs bis zu ihrem gruppendynamischen Wirken als Duo mit heftigen esoterischen Schwingungen.

Aus Österreich kommt der Wiener Künstler Klaus Eckel, bei dem die Jury fand: „Kein Wort ist bei ihm überflüssig, kein Satz entbehrlich.“ Heftig beklatschte das Publikum Bonmots wie: „Österreichs Kinder sind nicht dumm, sondern leben im Wissenszölibat.“ Oder der Pessimist, der damit rechne, dass sein Flugzeug abstürzt: „Und dann freut er sich, wenn es nur entführt wird.“ Für seine bissigen Kommentare verlieh ihm die Jury den Förderpreis der Stadt Mainz zum Deutschen Kleinkunstpreis.

Als einziger Vertreter des Gastgeberlandes durfte sich an diesem Abend schließlich HG. Butzko über die Auszeichnung in der Sparte Kabarett sowie über die Insignien des Preises freuen: die Unterhausglocke, eine Urkunde und jeweils 5.000 Euro. Dass die Jury mit ihrer Begründung, Butzko verfüge über „anspruchsvolle Komik und analytische Schärfe“, Recht hatte, zeigte der Künstler mit seiner Betrachtungsweise der Finanzkrise: „Wenn Du Dich mit den Mächtigen der Welt beschäftigen willst, warum hältst Du Dich mit Politikern auf?“ Vor allem die Verflechtungen von Wirtschaft und Politik nahm Butzko ins Visier: Den Namen des deutschen Staatssekretärs Jörg Asmussen wird das Publikum so schnell nicht mehr vergessen…

Die Aufzeichnung ist am 23. März um 20.15 Uhr bei 3sat, am 28. März um 0.50 Uhr im ZDF und am 20. April um 0.25 Uhr sowie um 02.40 Uhr zu sehen.

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