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Zwischen Afghanistan und Kaffeekasse

MAINZ (27. Mai 2013). Angesichts der Krisen und Katastrophen, in die sich die Menschheit immer wieder hineinmanövriert scheint es durchaus fraglich, ob sich wirklich himmlische Mächte und Heerscharen um uns sorgen. Andererseits sähe es ohne „Deus ex machina“ vielleicht ja noch viel schlimmer aus?

Vor diesem Hintergrund weiß man sich doch in guten Händen, wenn sich Frau Peters sowie die Herren Pollmann und Paschke um einen sorgen. Das nämlich ist das überirdische Personal des „HÖD“, des himmlischen öffentlichen Dienstes, den der Schöpfer höchstpersönlich eingesetzt hat, nachdem er erneut heiratete und seitdem für die Gattin Leipziger Allerlei kocht sowie den Sanitär-Sanierer Luzifer als Handwerker schlechthin auf die Erde schickte.

Das spielfreudig aufgelebte Ensemble der „Leipziger Pfeffermühle“ – Manja Kloss, Rainer Koschorz und (ganz besonders) Dieter Richter – nutzt im aktuellen Programm „Drei Engel für Deutschland“ die Kulisse, um die aktuellen Themen aus der Vogelperspektive ins Auge zu nehmen. Ein Plus der Geschichte ist dabei natürlich, dass auch bei Engeln die gleichen Probleme ungelöst sind, die auch in irdischen Amtsstuben vorherrschen: Wer kocht Kaffee, warum zahlt keiner dafür und wie kann man dem Kollegen die schwierigen Fälle unterjubeln? Und warum ist man personell unterbesetzt?

Und schon ist man mittendrin im himmlischen Aktenverzeichnis: A wie Afghanistan, G wie gesetzliche Krankenkasse, P wie Privatpatienten, Z wie Zölibat. Jeder Vorgang wird genüsslich seziert – mal im Solo, mal im Ensemble, musikalisch untermalt, aber meist treffsicher kommentiert. Im Integrationskurs für Banker aus Parallelwelten zeigen diese, dass sie unfähig sind, ein Pfund Butter zu kaufen, dafür aber sehr viel schneller eine ganze Molkerei in den Ruin spekulieren können. Den armen Kranken empfängt „Dr. Corleone“ und übernimmt gerne die Patenschaft über den Patienten: Aspirin für eine Leber.

Nicht alles gelingt, denn vor allem Manja Kloss dreht nicht nur akustisch zu sehr auf: Ihre sächsische Politesse mag noch gehen, doch die seichte, eher an das Urmel der Augsburger Puppenkiste erinnernde Hitlerparodie hat höchstens in puncto Dezibel Qualität. Im zweiten Teil ist die Würze, die da aus der Pfeffermühle kommt, bei weitem nicht mehr so scharf wie zuvor.

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