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Lukullische Kleinkunst

MAINZ – Für ihr aktuelles Programm „Die fetten Jahre“ haben Tetta Müller und Lo Malinke alias „Malediva“ wieder mächtig aufgetischt. Und das nicht nur im übertragenen Sinne: Wie die Hühner flattern die beiden Diven zur Musik ihres Pianisten und Komponisten Florian Ludewig um die Tafel, kommen doch in Kürze viele „Freunde“ zum Essen.

Doch statt des angekündigten Kaninchens serviert das Paar den Gästen im Unterhaus schon vor dem Essen zwei Stunden feinstes Beziehungs-Kabarett, das durch die weiche Note der beiden knallhart daher kommt: „Kochen ist der Sex der über 40-jährigen.“ Dieser Satz sitzt und sorgt im Publikum für beste Stimmung. Lästern können die beiden Ehegatten auf jeden Fall.

Wobei man nicht weiß, inwieweit das Spiel wirklich gespielt ist. Gekonnt verwischen Tetta und Lo die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung: Durch Texthänger und Improvisation aufgelockert amüsiert sich das ausverkaufte Unterhaus prächtig über die Zickereien der Gastgeber. Doch keine Angst: „Dieses Programm ist heute viel weniger autobiographisch als es scheint“, seufzt Lo.

„Auch bei schwulen Pärchen wird geweint und gelogen – nur sind sie besser angezogen“, kokettieren die beiden Malediven und grabschen zuweilen genüsslich unter die Gürtellinie, ohne dabei je gewöhnlich zu werden. Elegant spielen sich Tetta und Lo die Pointen zu: Lo kann keine kleinen Portionen kochen und outet sich dadurch als „Kriegskind“. „Welcher Krieg?“, fragt Tetta. Die Antwort: „Beziehungskrieg.“ Eine andere Szene wirft die Frage auf: „Merkst Du eigentlich, dass Du jede meiner Fragen mit einer Gegenfrage beantwortest?“ Die Reaktion: „Wieso, stört Dich das?“

Geschmackvoll verknüpft werden die Scharmützel zwischen den lieben Liebenden durch wohlig intonierte Chansons und Balladen, die anregend komisch oder eher einfühlsam klingen. Und auch manch galliger Scherz wirkt nach: Die Trennung von „Tanja und Tanja“ wirft die Frage auf, wem man in Zukunft die Stange halten wird: der technisch begabten Autoschrauberin oder der Yoga-Turnerin? Und schnell hat sich das Kosten-Nutzen-Denken auch im Privaten eingenistet…

Doch alles Warten ist am Ende umsonst: Die Gäste haben alle abgesagt, das Tischkartenlegen war umsonst und der Magen bleibt leer. Das Publikum jedoch ist wohl gesättigt von diesen beiden weich gesottenen Künstlern, die in den Kochtöpfen des Miteinanders ein lukullisches Mahl zaubern, dessen Geschmacksnuancen von zuckersüß über scharf, sauer und beißend bis zu zartbitter reichen und das alles andere ist als eine humoristische Sättigungsbeilage.

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