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Pendeln zwischen Kalau und Berlin

MAINZ (6. April 2013). Die Kabarettistin Anka Zink hat es einmal auf den Punkt gebracht: Twittern würden die Leute, weil sie es könnten und nicht, weil sie etwas zu sagen hätten. Ins gleiche Horn bläst auch ihr Kollege Volker Weininger mit seinem aktuellen Programm „Euer Senf in meinem Leben“. Er rechnet ab mit all jenen, die „zu allem eine Meinung, aber von nichts eine Ahnung“ hätten und weiß dabei, dass sich gerade Kabarettisten auch und gerade von den Fehlern nähren, die sie ahnden.

Das macht Weiningers Ein- und Auslassungen jedoch nicht minder unterhaltsam, denn zu lachen hat das Publikum im ausverkauften kleinen Unterhaus an diesem Abend viel – was sicherlich auch daran liegt, dass der Künstler aus dem Rheinland kommt und daher schon mal per se seine lustigen Muskeln spielen lassen kann. Ein wenig karnevalistisch mutet der Vortrag denn auch an und erweist sich als reges Pendeln zwischen Kalau und Berlin.

Weininger stört es, dass selbst seriöse Printmedien nicht mehr davor zurückschrecken, Banalitäten zu vermelden: Wen interessiert schon das Ableben des Hamsters eines juvenilen Popstars? Der Kabarettist zitiert hier auch die Bemerkung des Moderators Dieter Mohr, der in einer Zeitung zugab „in den 80er Jahren ein Nudelgericht total versaut zu haben“ – wie Weininger hieraus eine Glanzleistung des investigativen Journalismus‘ herauspoliert, hat Klasse: „Irgendwann konnte der arme Teufel doch nicht mehr anders, als alles zuzugeben!“

Banales und Bedeutendes, Pasta-Katastrophen und Schuldenkrise – für den Kabarettisten wirft alles immer mehr Fragen auf, die früher einzig „Peter Scholl-Latour und die Zahnarztgattin aus der Werbung“ beantworten konnten. Heute aber meldeten sich schnell Experten aller Couleur zu Wort. „Beim Fußball ist es oft ein Ex-Fußballer – aber was qualifiziert dann einen Terror-Experten?“

Ausgerechnet in der Politik findet Weininger da verlässliche Konstanten: Kontinuität (bei Berlusconi), Verschwiegenheit (bei Kohl) und Flexibilität (bei windanfälligen Fähnchen-Schwenkern). Da ist es für ihn kein Wunder, dass der Deutsche wieder auf die Straße geht, auch wenn er hier nach 1989 die Folgen fürchte: „Wann gehen wir auf die Straße? Am Rosenmontag, bei Castor-Transporten und gegen Stuttgart 21 – also wenn d‘r Zoch kütt“, tangiert Weininger immer wieder die närrische Rostra, was seinen Höhepunkt denn auch in einer Ansprache eines angeheiterten Karnevalspräsidenten findet. Doch wie in einer guten Büttenrede hat bei ihm neben plattem Witz auch die gehobene Pointe ihren festen Platz.

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