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Heißer Ritt auf dem Klischee

MAINZ (24. Oktober 2014). Die Frauen sind an diesem Abend im großen Unterhaus eindeutig in der Überzahl – nicht nur auf der Bühne: Man wohnt einer „Scheidungsparty“ bei, die die Damen da auf der Bühne inszenieren. „Sekt and the City (Teil 2)“ heißt das Ganze.

Und bevor es losgeht, lauscht man gebannt dem heute irgendwie höheren Geräuschpegel. Offenbar haben die Grazien noch Gesprächsbedarf, bevor sich der Vorhang hebt: „Ist das hier immer so laut?“, fragt einer der wenigen „Quotenmänner“ erstaunt, aber leise.

Laut wird es gleich auch auf der Bühne, denn hier tritt „The Cat Pack“ an. Statt Sammy Davis jr., Dean Martin und Frank Sinatra, die einst das legendäre „Rat Pack“ bildeten, erlebt man Meike Gottschalk, Vanessa Maurischat und Helena Marion Scholz. Sie spielen: sich selbst oder zumindest schrille Karikaturen selbstbewusster Frauen, bei denen die Fassade doch recht schnell bröckelt, wenn der Chef anruft, der Geliebte wieder der eigenen Ehefrau den Vorzug gibt oder die anderen stutenbissig ablästern.

Die „Scheidungsparty“ ist in vollem Gang. Doch schnell mal haben die drei Kabarettistinnen den roten Faden verloren oder er reißt plötzlich ab. Die Witze kommen ohne stabilen Rahmen daher, wobei während des heißen Ritts auf dem Klischee durchaus auch humoristische Bonmots zu vernehmen sind. Da wird die Kombinationsgüte des gewesenen Ehepaares seziert: „Sport? Zumba und Schach. Literatur? Wittgenstein und ,Bildʽ. Kochen? Hausmannskost und Thai. Gemeinsam hatten sie das Sofa, den Hund und den Nachnamen.“

Garniert wird das teils hysterisch laute Gezicke von musikalischen Einwürfen, die dem Abend denn doch etwas Würze geben: eigene, nachdenkliche Songs von Vanessa Maurischat am Flügel und witzige Covernummern von bekannten Evergreens wie „Girls, Girl, Girls“, „That’s Amore“, „Puttin‘ on the Ritz“ oder „Xanadu“. Und „Feaver“ wird schnell mal zu „Hunger“, denn nur von Sekt will frau sich denn doch nicht ernähren.

Recht witzig also, diese musikalische Nummernrevue mit selbstironischem Touch – wenn da nicht die haarsträubende Geschichte der „Scheidungsparty“ wäre. Die schauspielerische Harmonie zwischen den einzelnen Charakteren wirkt etwas gestelzt, wobei es natürlich unfair wäre, dieses Trio am legendären Duo der „Missfits“ zu messen. Aber muss Helena Marion Scholz auf Biegen und Brechen als akustisches wie optisches Abziehbild von Gerburg Jahnke daherkommen, zumal diese ja noch selbst äußerst vital Kabarett macht? Davon bleibt ein fader Nachgeschmack, den auch die pfiffigsten Lieder nicht übertönen wollen.

So bleiben die mit Verve vorgetragenen Erkenntnisse, dass Frauen um die 40 in puncto sekundäre Geschlechtsmerkmale mit der Schwerkraft zu kämpfen haben und sich über Haarwuchs wundern, wo früher keiner stattfand: „Es gibt Teile von mir, die sind erst sieben“, kokettiert eine und schwärmt von „Botox und Harnsäurepeeling“. Sind sie wirklich so, die Frauen ab 40? Wenn ja, dann können sie, gemessen am Gekicher im Publikum, wenigstens von Herzen über sich selbst lachen.

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