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Kleiner Mann ganz groß

MAINZ (5. September 2010). Was es ist, das Chris de Burgh immer mal wieder nach Mainz zieht, wird einem sehr schnell klar, wenn man den Blick über den vollen Domplatz schweifen lässt: sein treues und begeistertes Publikum! Noch am Vormittag schlenderte der Barde musikalisch durch den „ZDF-Fernsehgarten“, bevor er am Sonntagabend die Open air-Bühne im Schatten des Domes erklomm – im Gepäck seine Lieblingssongs aus eigener Produktion und Cover-Versionen „seiner“ Stars.

Chris de Burgh ist ein moderner Troubadour, ein singender Erzähler, ganz gleich, welche Platte man auflegt. Allein schon aus den Titeln der mittlerweile fast 20 Studio-Alben lässt sich eine eigene kleine Geschichte machen: Da ist „The Storyman“ unterwegs. Und wohin? „This Way Up“! Mit seinen „Beautiful Dreams“ und „The Power Of Ten“ reist er als „Man On The Line” auf „The Road To Freedom“, um seine „Flying colours“ geradewegs „Into the light“ zu pinseln – im Rücken den „Eastern wind“ und zwar: „At the end of a perfect day“.

Letzteres galt sicherlich auch für den Mainzer Auftritt des bald 62-jährigen Iren: Am Abend eines sonnigen Sommertages im Freien Chris de Burgh zu lauschen, das hat etwas Unbeschwertes, Leichtes – und zugegebenermaßen auch ein wenig Seichtes: Der Musiker meidet seit jeher das Progressive und umspült das Erzählte eher introvertiert und deskriptiv. Aber ist eine derartige stilistische Schleichfahrt nicht seit jeher Markenzeichen der Barden-Zunft? Solcherlei mag zwar tatsächlich nicht mehr als jene 1999 postulierte „Quiet Revolution“ auslösen, doch schmunzelnd mag man Mephisto aus Goethes „Faust“ zitieren: „Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern…“

Und hören eben auch, wenn es einen nicht stört, dass der Sänger bei weitem nicht mehr jeden Ton trifft. Dafür liefert die Band – Al Vosper (Gitarre), David Levy (Bass), Tony Kiley (Drums) und Nigel Hopkins (Keyboards) – solides Handwerk: In Mainz beginnt das Konzert mit so martialischen Klängen, dass es einen nicht überraschen würde, böge gleich ein verirrter Jurrasic-Park-Flüchtling um die Ecke.

Und dann flutet sie die Ohrmuschel, diese Mischung aus Soft-Rock, Synthetik-Pop und Lagerfeuer-Romantik: „Last Night“ als Opener für das letzte Konzert der „Footsteps“-Tour, „Missing You“, das weltmusikalische „Lebanese Night“, „One World“ mit seiner Friede-Freude-Eierkuchen-Lyrik, „Sailing Away“, „Ship to Shore“ und – natürlich! – „The Lady In Red“ begeistern die Fans ebenso wie die gecoverten Titel „Africa“, „Without You“ oder „The Long And Winding Road“. Natürlich gibt es auch zwei Songs vom bald erscheinenden Album „Moonfleet“: „Everywhere I Go“ und „People Of The World“ – ach Fan, was willst Du mehr?

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