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Noch nicht fertig

MAINZ (2. Juni 2013). Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt hat ein spannendes und reges Musikleben. Das verdankt sie nicht zuletzt ihren vielen, qualitativ durchaus auch hochwertigen Chöre. Mit dem Gutenberg-Kammerchor der Universität hat sich jetzt ein neues Ensemble gegründet, auf dessen Arbeit man zukünftig gespannt sein darf.

Manche Erfolgsgeschichten neigen dazu sich zu wiederholen: Als Prof. Joshard Daus 1985 das Collegium musicum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz übernahm, gründete er dort wenig später mit dem Bachensemble einen semiprofessionellen Kammerchor, der später in der EuropaChorAkademie Bremen aufging. Und die feiert seither auch auf internationaler Bühne Erfolge. Im vergangenen Jahr übernahm Prof. Felix Koch nun die Leitung des Collegium musicum und bewies schon mit dem ersten Semesterabschlusskonzert, dass er sowohl für dessen Chor als auch für das Orchester ein Händchen hat.

Aus den Reihen der Vokalisten wurde jetzt der Ruf laut, ein kleineres Ensemble zu gründen, um auch abseits der großen Oratorien kammermusikalisches Chorrepertoire pflegen zu können. Also hob man den Gutenberg-Kammerchor der Universität aus der Taufe. Gerade mal zwei Wochen ist das nun her, in denen die zwölf Frauen- und acht Männerstimmen an dreieinhalb intensiven Probentagen das Programm ihres Debütkonzerts erarbeiteten.

Mit „Lobet den Herrn! – Geistliche Chormusik des 17. und 18. Jahrhunderts“ war die sonntägliche Soiree in der Seminarkirche überschrieben. Begleitet von Mitgliedern des Neumeyer Consorts – Mizuki Tanabe (Violoncello), Mio Tamayama (Kontrabass) und Markus Stein (Orgel) – intonierte das junge Ensemble Motetten von Johann Pachelbel, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach sowie von dessen Verwandten Johann Ludwig, Johann Michael und Johann Bach. Flankiert wurden die vokalen Werke von Dietrich Buxtehudes Ciaconna e-moll für Orgel (BuxWV 140) sowie Bachs Präludium und Fuge a-moll (BWV 543), gespielt von Markus Stein.

Keine Frage: Die Gründung eines Kammerchors mit talentierten jungen Sängerinnen und Sängern ist zu begrüßen und eine Bereicherung der Mainzer Musik- und Chorlandschaft. Dass dies unter der Leitung von Felix Koch passiert, ist ebenfalls ein Glücksgriff. Doch warum nahm man sich nicht die nötige Zeit, dem neuen Chor Kontur zu geben? Dreieinhalb Probentage reichen keinesfalls aus, damit sich das Ensemble intonatorisch findet und homogene Klangstrukturen entwickelt – selbst wenn dessen Mittglieder aus dem Collegium musicum, der Chorsängerausbildung und der Musikhochschule kommen.

Ungenügend klang das, was man hörte, nun nicht gerade, dafür waren die Werkauswahl zu spannend und die Finessen der einzelnen Stücke hörbar herausgearbeitet. Aber mit mehr Muße hätte man sicherlich eine sehr viel höhere Qualität erzielen können. Dazu kam, dass Prof. Koch seinem Faible für moderierte Konzerte zuweilen etwas ausufernd nachging: Konzerte sind keine Vorlesungen und auch wenn die vermittelten Informationen interessant sind, untergraben sie doch die meditative Dramatik einer solchen Darbietung.

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