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Mit Bach und Sir James Galway im Pub

FRANKFURT – Im Programm wird er als der „irische Flöten-Großmeister“ tituliert, was auch auf sein Alter gemünzt sein könnte. Doch Sir James Galway spielt selbst noch knapp 70-jährig mit einer filigranen Selbstverständlichkeit, ja jugendlichen Frische, als sei das Instrument ein Körperteil von ihm. In der Frankfurter Alten Oper gastierte er jetzt mit den Festival Strings Lucerne unter der Leitung von Achim Fiedler.

Die eröffneten das Konzert mit Edward Elgars Introduktion und Allegro für Streichorchester op. 47 und legten mit federndem Spiel, das mit dramatischem Impetus beginnend sowohl im kernigem Unisono als auch im vitalen Tutti eine beeindruckende Homogenität atmete, den Maßstab des Abends fest. Nach aufblühendem Crescendo in ein in sich ruhendes Pianissimo verebbend klang das Pizzicato wie von einer Harfe hingetupft.

Mozarts Flötenkonzert Nr. 2 D-Dur KV 314 geriet so zum berauschenden Hörerlebnis: Wie improvisiert klang Galways federleichtes Spiel im Allegro aperto und das Andante des zweiten Satzes geriet zum friedlichen Idyll, bevor der Meister im Allegro seine Läufe wie Champagner perlen ließ. Dass Galway dem Orchester zuweilen einen Wimpernschlag vorauseilte, war angesichts der Brillanz seiner Solokadenzen, seiner weichen Höhen und profunden Tiefen sofort wieder vergessen.

Von Mozart zu David Oberton (*1942) war es indes nur ein kleiner Schritt, hat sich dieser doch dem Wunderkind verschrieben: In „Loch Mozart“ verschnitt er launig Mozart’sches mit schottischer Folklore, was Galway mit gefälligem Spiel quittierte. Doch dieses melodiöse Stück Musik war nur der Wegbereiter zum Höhepunkt des Abends, auch wenn man nach dem wunderbaren Flötenkonzert kaum mehr eine Steigerung erwarten mochte.

Die „Badinerie“ – zu deutsch Tändelei, Scherz oder Schäkerei – ist als letzter Satz von Bachs Orchestersuite Nr. 2 das Bravourstück für jeden Flötisten. Overton hat sich dieses Thema, das zu den bekanntesten Stücken der Barockmusik gehört (und sich auch als Handyklingelton großer Beliebtheit erfreut) vorgenommen und es als Crossover mit Irish Folk vermischt. Galway war hier natürlich doppelt in seinem Element und brannte gemeinsam mit den Festival Strings Lucerne ein Feuerwerk an musikalischem Witz und brillantem Spiel ab, das darin gipfelte, dass er seine goldene Querflöte zeitweise mit der irischen Tin-Whistle tauschte.

Ein Rätsel war indes, warum nach diesem Esprit dann die äußerst flache Sinfonische Fantasie für zwei Flöten – Galway wurde hierbei von seiner Frau Jeanne begleitet – und Orchester nach bekannten Werken Mozarts, eine Art „Erkennen Sie die Melodie?“ zu hören war. Diese (gleich dreisätzige!) Aneinanderreihung von bekannten Klassik-Hits aus „Zauberflöte“, „Don Giovanni“, „Così van tutte“ und anderen Werken hätte bestenfalls als nette, wenn auch viel zu lange Zugabe herhalten können. Und einen Sir James Galway nebst Gattin hätte es dafür auch nicht gebraucht…

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