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Bereicherung der Mainzer Vokalszene

MAINZ (9. März 2020). Mainz ist als Musikstadt und Hochschulstandort offenbar ein herausragender Nährboden für exquisite Vokalensembles: Immer wieder gründeten sich in der jüngeren Vergangenheit größere und kleinere Gruppen, Kammerchöre und Solistenensembles. Auch das RheinVokalensemble gehört dazu.

Erst vor wenigen Wochen fanden sich die 16 ausgebildete Sängerinnen und Sänger auf Initiative ihres Dirigenten Erik Reinhardt zum Chor zusammen, man probte intensiv und präsentierte jetzt in St. Ignaz ein bemerkenswertes Debütkonzert, das die Zuhörer am Ende sofort zu stehenden Ovationen animierte.*

Und das hat mehrere Gründe: Natürlich besticht vor allem der kultivierte, perfekt austarierte und transparente Klang des RheinVokalensembles. Die einzelnen Register fächern sich an diesem Nachmittag bis in die Achtstimmigkeit auf: Regers „Der Mensch lebt und besteht“ eröffnet das Konzert, Brahms‘ „Schaffe in mir Gott“ und als Zugabe Rheinbergers „Abendlied“ mit klug gedrosseltem Tempo machen den Schluss.

Dazwischen spannt sich ein fesselnder, vokaler Kosmos auf: Mauersbergers „Wie liegt die Stadt so wüst“, Werke von di Lasso und Schütz, Allegris „Miserere mei“ (mit hinter dem Altar postiertem Fernchor) sowie zeitgenössische Werke von Knut Nystedt und Joseph Ahrens geben dem jungen Chor mannigfaltig Möglichkeit zum Glänzen. Erik Reinhardt nutzt die Dynamik akzentuiert zur Textausdeutung, die Transparenz beeindruckt, der Klangcharakter ist von erlesener Güte.

Neu ist auch das Format: Zwischen den Vokalpartien tragen Chormitglieder Texte von bestürzender Aktualität vor. Greta Thunbergs Rede anlässlich des Weltwirtschaftsforums 2019 in Davos sowie Worte von Luther, Bonhoeffer oder Papst Franziskus beschreiben Ängste und Hoffnungen, spiegeln sich in den Textaussagen der Musik. Und sie rufen zum Handeln auf.

Was möglich ist, dafür kann auch das Entstehen des RheinVokalensembles gerne als Allegorie dienen: Hier haben 16 musikbegeisterte Sängerinnen und Sänger ein gemeinsames Ziel und verwirklichen es mit beachtlicher Empathie. Das Konzert ließ stilistisch wie interpretatorisch keine Wünsche offen – und wenn dann nur den, dass sich dieser Chor rasch als fester Teil der Mainzer Vokalszene etablieren und auch künftig ein wachsendes, aufmerksames Publikum finden möge.

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