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„Freiheit“ als Festivalmotto

OESTRICH-WINKEL (20. Februar 2020). Große Orchester- und Solistenkonzerte, Gesangssolisten und Chorklänge, Jazz und Weltmusik, Kammermusik und Klavierrezitale, Musikkabarett und Kinderkonzerte, Einführungsvorträge und Künstlergespräche – kein Veranstalter in der deutschen Festivallandschaft bietet ein solche breites Programm: Das Rheingau Musik Festival 2020 beginnt am 20. Juni, dauert bis zum 5. September und steht in diesem Jahr ganz unter dem Motto „Freiheit“.

In früheren Zeiten feierte das Festival so gut wie jeden runden Geburts- und Todestag oder sonstige Jahrestage in der Musikwelt. Die Abkehr von rein monothematischen Konzerten hin zu bunteren und auch die Ränder der klassischen Musik pflegenden Konzertprogramme haben dieses (durchaus nicht unbequeme Korsett) in den vergangenen Jahren ein wenig aufgelockert. Doch am 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens kommt – und will – die Dramaturgie des Festivals keinesfalls vorbei.

Das Jubiläum bietet Anlass, sich Beethovens Persönlichkeit, Werk und Wirken neu zu nähern. Sein kompositorisches Schaffen bildet einen zentralen Kern des Rheingauer Festivalsommers, der allein Beethoven 22 seiner 137 Konzerte widmet. Internationale Spitzenensembles interpretieren die wegweisenden Sinfonien, Jan Lisiecki und das Chamber Orchestra of Europe bringen Beethovens fünf Klavierkonzerte zur Aufführung. Auf dem Programm stehen die Missa solemnis (geleitet von Kent Nagano), die Messe C-Dur (gesungen vom Dresdner Kammerchor) und sein Violinkonzert (gespielt von Anne-Sophie Mutter). Daneben widmen sich hochkarätige Künstler und Ensembles den Liedern, Sonaten, Klaviertrios und Streichquartetten. „In mehreren Projekten werden Beethovens Werke auseinandergenommen, verändert, auf ihre Aktualität und Aussagekraft hin abgeklopft, in andere Kontexte gesetzt und in andere Kunstformen übertragen“, verspricht die Festivalleitung.

Beethoven und das Motto Freiheit
Beethoven gilt als Revolutionär und Visionär, zu Lebzeiten war er ein Kosmopolit und ist es in seiner Musik noch heute. „Die Utopien von Freiheit und Brüderlichkeit, für die er mit Leidenschaft eintrat, sind von großer Aktualität“, heißt es seitens des Festivals, das damit auch an das Motto der Saison 2020 anknüpft: Freiheit. Diesen zentralen Begriff unserer Zeit denkt das Rheingau Musik Festival auf künstlerischer Ebene weiter: Freie musikalische Formen wie Fantasien, Variationen und Improvisationen stehen ebenso auf dem Programm wie Bearbeitungen, Arrangements und Transkriptionen von bestehenden Werken. Darüber hinaus begrüßt man Künstler, die sich buchstäblich die Freiheit nehmen, Musik neu zu denken, sie in eine andere Kunstform zu überführen und aus bestehenden Werken etwas völlig Neuartiges zu kreieren.

Zum Rheingau Musik Festival kommen Künstler und Ensembles, die den Begriff der Freiheit auf ganz unterschiedliche Weise beleuchten; sie blicken über den musikalischen Tellerrand und tragen damit zu einer lebendigen Auseinandersetzung bei. Lisa Batiashvili (Artist in Residence mit vier Konzerten), Julia Lezhneva (Fokus mit fünf Veranstaltungen), Gabriela Montero (Composer & Artist in Residence mit drei Konzerten) und Wolfgang Haffner (Fokus Jazz mit vier Auftritten) lassen sich in ihren Projekten vom Leitgedanken des diesjährigen Festivals inspirieren. Dem Festival-Motto selbst sind 14 Konzerte gewidmet.

Fordern und fördern
Das Rheingau Musik Festival bringt die größten internationalen Künstler in die Region, sieht seine Aufgabe jedoch gleichzeitig darin, Verantwortung für den musikalischen Nachwuchs zu übernehmen. Mit etablierten Konzertformaten wie Klassik-Marathon und Junge Meisterpianisten der russischen Schule erhalten aufstrebende Talente, die noch am Beginn ihrer Karriere stehen, ein Podium und werden in ihrer musikalischen Entwicklung unterstützt. Die Künstler und Ensembles des Klassik-Marathon erhalten von der Hessen Agentur Förderpreise in Höhe von jeweils 1.000 Euro pro auftretendm Künstler und Ensemble.

Besonders herausragende junge Künstler und Ensembles bekommen in der Reihe Next Generation in insgesamt sieben Konzerten die Gelegenheit, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Jährlich wird eine Künstlerin oder ein Künstler der Reihe mit dem begehrten Lotto-Förderpreis des Rheingau Musik Festivals ausgezeichnet, der von Lotto Hessen gestiftet wird und mit 15.000 Euro dotiert ist.

Unter dem Schwerpunkt Jazz & more versammelt das Rheingau Musik Festival Projekte, die auf unterschiedlichste Weise dem Jazz entspringen, über verschiedenste Stilrichtungen und Spielarten hinausranken sowie facettenreiche Einflüsse fremder Länder und Kulturen absorbieren. „Gerade diese Konzerte zeigen, welch universelle Sprache der Jazz ist, ein Gefühl, das für jeden spürbar ist, das tief emotionale Erfahrungen bereithält und vor allem eines kann: verbinden“, erklärt man seitens der Festivalleitung diesen Programmakzent mit elf Veranstaltungen.

Den Nachwuchs im Blick
Das Rheingau Musik Festival kümmert sich jedoch nicht nur um seine Künstler, sondern vor allem auch um sein Publikum von morgen: Bei den Kinder- und Sitzkissenkonzerten liegt dem Festival das familiäre Umfeld am Herzen, damit sich jeder, ob Klein oder Groß, auf die Musik einlassen kann und ein schönes, gemeinsames Konzertabenteuer entsteht.

Mit Schulbesuchen ermöglicht das Festival Schülern eine persönliche Begegnung mit hochkarätigen Solisten und Ensembles, die in den Festivalkonzerten auftreten: An einem individuell abgestimmten Vormittag kommen die Musiker direkt in die Klassenräume. Dort zeigen sie ihr Können, erzählen aus ihrem Alltag und stellen sich den Fragen des jungen Publikums.

Das Rheingau Music LAB geht 2020 in die dritte Runde: Im Rahmen des nachhaltigen Education-Projekts in Kooperation mit dem Perkussionisten Max Gaertner bietet das Festival Workshops in den Bereichen Musik und Management an, in denen Jugendliche unterschiedlicher Altersstufen über neun Monate hinweg selbst aktiv werden können und von den Profis der jeweiligen Sparte lernen. Die regelmäßigen Workshops geben Gelegenheit, sich in der Gruppe praktisch auszuprobieren und richten sich an Anfänger und Fortgeschrittene.

Das Festival in Zahlen
137 Konzerte werden an 33 Spielstätten des Rheingaus und benachbarter Regionen angeboten, die Hauptveranstaltungsorte sind Kloster Eberbach, Schloss Johannisberg, Schloss Vollrads und das Kurhaus Wiesbaden. Dazu kommen zahlreiche Kirchen und Weingüter. Auch in der Pfarrkirche St. Martinus in Hattersheim findet wieder ein Konzertstatt. Als neue Spielstätte konnte der Musiksaal des Hessischen Landtags in Wiesbaden gewonnen werden.

121.200 Eintrittskarten stehen für die Konzerte zur Verfügung, die Gesamtkosten des Festivals belaufen sich auf acht Millionen Euro. Da der Zuschuss des Landes Hessen wie in den vergangenen Jahren 25.000 Euro nicht übersteigt, garantiert neben dem Engagement des Fördervereins das langjähriger Sponsoren und Konzertpaten die Finanzierung des Rheingau Musik Festivals.

Garanten des Festivals
Hauptsponsor ist in diesem Jahr erneut Lotto Hessen, als Co-Sponsorenunterstützen treten die Fürst-von-Metternich-Sektkellerei und die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in Verbindung mit der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen auf. Premium-Projektpartner sind die Brass-Gruppe, die Commerz Real AG, die Deutsche Börse Group, die Deutsche Leasing AG mit ihrer Tochter DAL, die Deutsche Telekom AG, die R+V Versicherung sowie die UBS Deutschland AG. Offizieller Automobilpartner ist die Škoda Deutschland GmbH, Lufthansa die Official Airline. Medienpartner des Festivals sind der Hessische Rundfunk sowie Deutschlandradio und die Deutsche Welle.

Weitere Informationen zu Festival, Programm und Ticketverkauf gibt es im Internet unter http://www.rheingau-musik-festival.de.

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